Familie kämpft um die Rückgabe ihres Säuglings
Jugendamt gibt Kind wegen vermeintlicher Misshandlung in Pflegefamilie.
Velbert. Ismail Oral ist fassungslos. In der vergangenen Woche ist sein fünf Monate alter Sohn Muhammed vom Jugendamt aus der Familie herausgenommen worden. „Warum, weiß ich nicht.“
Angefangen habe alles am 17. April, erzählt er: Ismail Orals Frau Müberra ist allein mit ihrem Sohn zu Hause, als sie bemerkt, wie er häufig erbricht. Kurz darauf verzieht Muhammed den Mund und verdreht die Augen. Sie ruft den Notarzt.
Plötzlich atmet Muhammed nicht mehr — seine Mutter belebt ihn wieder. Als der Krankenwagen da ist, fahren sie ins Klinikum Niederberg.
„Im Krankenhaus ist meine Frau beruhigt worden, sie habe alles richtig gemacht“, sagt Ismail Oral. Um festzustellen, ob es sich um ein epileptisches Problem handelt oder ob es Blutungen im Kopf gibt, werden zahlreiche Untersuchungen durchgeführt. „Ohne Ergebnis“, erzählt der 30-Jährige.
Da Muhammed weitere Krampfanfälle bekommt, bleibt er in der Klinik. „Nach drei Wochen sollte er entlassen werden“, erinnert sich sein Vater. „Ich war dabei, als eine letze Ultraschalluntersuchung unternommen wurde.“ Dabei werden doch Blutungen im Kopf gefunden. „Nach einer weiteren Untersuchung hat der Arzt gesagt, er hätte typische Merkmale von Kindesmismisshandlung festgestellt“, sagt Oral.
Als die Eltern Muhammed am nächsten Tag wieder besuchen, schlagen Mitarbeiter des Jugendamtes den Eltern vor, das Kind nach der Entlassung in eine Pflegefamilie zu geben — mit zwei Stunden Besuchszeit in der Woche. „Das haben wir natürlich abgelehnt“, sagt der 30-Jährige. „Das Kind braucht die Nähe zu seiner Mutter.“
Nachdem sie sich von ihrem Kind verabschiedet haben und die Klinik verlassen wollen, werden sie von einem Arzt aufgehalten. „Die Polizei war da, um Muhammed abzuholen.“ Inzwischen ist er in der Pflegefamilie, seine leiblichen Eltern haben ihn gestern das erste Mal wiedergesehen. Oral: „Wir wurden bis heute nicht angehört.“
Die Stadt äußert sich nicht zu dem Fall. Allein, dass Muhammed in Obhut genommen wurde, bestätigt Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach.