„Flüchtlingsfest wirkt noch immer nach“
Christel Gruner-Olesen engagiert sich in der Flüchtlingsorganisation Inga.
Wülfrath. Die Sozialpädagogin Christel Gruner-Olesen ging 1979 mit ihrem Mann, einem dänischen Lehrer, nach Dänemark. Seit 2011 ist sie Mitglied bei der Inga, seit knapp zwei Jahren Leiterin der Alphabetisierungskurse an der VHS.
Am Sonntag war Welttag der Migranten. Warum ist dieser Gedenktag wichtig?
Gruner-Olesen: Migration gab es schon immer und wird es immer geben. Umso wichtiger bleibt das Datum, um Menschen, die Zweifel an Migranten haben, aufzuklären. Es ist wichtig, sorgfältig die Beweggründe der Migranten zu beleuchten. Denn wir alle müssen uns Gedanken machen und uns vorbereiten auf die Menschen, die zu uns kommen.
Warum haben Sie im Februar den Vorsitz der INGA übernommen?
Gruner-Olesen: Aus Verantwortungsgefühl und weil ich als Sozialpädagogin mit Erfahrung in der Flüchtlingsarbeit aus Dänemark einen guten Einblick habe. Aber ich bin nicht alleine im Vorstand, Paul Surminski, Andrea Müller, Annemarie Lüderitz und ich teilen uns die Arbeit. Man muss überall zupacken. Schön ist diese Arbeit — und sehr notwendig.
Wie fällt ihr Resümee für die Arbeit 2016 aus?
Gruner-Olesen: Das im Herbst 2015 arrangierte Flüchtlingsfest war nicht nur im Moment gut. Es wirkt noch immer nach. Damals fühlten sich viele der Flüchtlinge herzlich begrüßt, sie fühlten sich wohl und sicher. Ihnen Sprachkenntnisse zu vermitteln und in unsere Gesellschaft zu integrieren, bleibt die Hauptaufgabe.
Was ist und bleibt erschütternd?
Gruner-Olesen: Je mehr Menschen kommen, desto öfter erfahren wir von tragischen Biografien. Der Schock über die Einzelschicksale der Menschen ist jedes Mal groß, über traumatisierte Kinder, zum Beispiel , die per Schlauchboot Meere überquerten.
Welches sind die wichtigsten Aktivitäten 2017?
Gruner-Olesen: Wir sind im Moment etwa 20 Mitstreiter. Eigentlich suchen wir nicht nur weitere Helfer. Wir suchen Paten für die Neuankömmlinge. Jeder Pate ist Gold wert. Oft müssen sprachliche Probleme gelöst werden. Sonst rutscht man schnell in Missverständnisse ab. Gerade bei Geldangelegenheiten ist das fatal. Ein weiteres Problem ist der mangelnde adäquate Wohnraum vor Ort. Gut ist, dass die Häuser an der Fortunastraße jetzt bezogen werden konnten.
Was sind weitere Projekte?
Gruner-Olesen: Die Vermittlung von Sprachkenntnissen, Unterstützung im Alltag vor allem dabei, Ausbildungsplätze und eine Wohnung zu finden. Neu ist die Kooperation mit der Awo in deren Internet-Café. Weiter ausgebaut werden sollen eine Nähstube und Kochaktionen. Nicht nur, um Essen zuzubereiten. Das ist sehr wichtig für die Kommunikation. Wichtig ist auch Begegnung als Netzwerk, wenn Etablierte auf Neuankömmlinge treffen. Die Flüchtlinge, die schon länger bei uns sind, fungieren oft als Dolmetscher und Lotsen und stehen uns bei, wo sie können. Denn manches scheinen wir, allen Bemühungen zum Trotz, nicht zu verstehen.