Fraktionsvorsitzender Grüne/WWG: „Wir brauchen mehr Dialog mit den Bürgern“
Wülfrath. Der neue Fraktionsvorsitzende von Grüne/WWG, Stephan Mrstik, sieht sich und seine Ratskollegen als Mitgestalter, die Verantwortung übernehmen.
Herr Mrstik, der angekündigte Wechsel zur Halbzeit der Wahlperiode ist vollzogen: Sie haben den Fraktionsvorsitz von Petra Weskott übernommen. Was ändert sich?
Stephan Mrstik: Petra Weskott hat einen sehr guten Job gemacht. Wir werden in der zweiten Hälfte wie beim Haushalt 2012 aktiver werden und ab jetzt noch mehr grüne Vorschläge machen. Und wir brauchen mehr Dialog und Diskussion mit den Bürgern. Der Mittelpunkt wird die nachhaltige Finanzierung unserer Stadt sein. Damit die nachfolgenden Generationen hier glücklich leben können.
Vor der Sommerpause hörte es sich nach „Abteilung Attacke“ an. Was hat die Grüne/WWG gegen die Baugesellschaft und Stadttochter GWG? Sie sind die einzige Gruppierung, die den Verkauf fordert.
Mrstik: Wir fordern nicht den Verkauf, sondern einen nachhaltigen Mehrwert für unsere Stadt. Die zuletzt von GWG-Geschäftsführer Pulido angesprochene Finanzierung von Aufgaben ist es sicher nicht. Das kann die Stadt selber. In der GWG ist ein riesiges Vermögen der Bürger gebunden. Sie muss uns allen einen strategischen Sinn erfüllen. Zentrale Dinge besser machen und zu günstigeren Kosten. Diese Sinnerfüllung sehen wir bei ihr nicht. Ihre Aufgaben kann die Verwaltung übernehmen, oder wenn das im Einzelfall nicht geht, werden Projekte zur Ausführung an Dienstleister übergeben.
Aber die GWG hat vor Jahren doch das ganze Hochbauamt der Stadt übernommen.
Mrstik: Das muss ja nicht so bleiben. Auf der anderen Seite könnte auch eine Anstalt öffentlichen Rechts eine Option sein.
Sie haben eine durchaus kritische Zwischenbilanz der ersten Bürgermeister-Jahre von Claudia Panke gezogen. Woran machen Sie die Kritik vor allem fest?
Mrstik: Wir sind in einer sehr schwierigen finanziellen Lage und müssen jeder Chance nachgehen. Besonders die personelle Verschlankung und Einsparungen im Rathaus sollten entschlossener vorangetrieben werden. Wir brauchen dringend die interkommunale Zusammenarbeit bei Verwaltungsaufgaben. Hier sind die größten Effekte zu erzielen. Verhandlungen dazu führt die Bürgermeisterin. Laut ihrer Aussagen scheitert es immer an den potenziellen Partnern. Das macht skeptisch.
Wofür steht die Fraktion Grüne/WWG?
Mrstik: Wir möchten die Lebensqualität der Bürger sichern, Chancen-Gerechtigkeit und unseren nachfolgenden Generationen eine intakte Stadt hinterlassen. Dem ökologischen Aspekt entschlossen nachgehen. Wichtig sind uns die Kindergärten. Doch die Menge reicht bei den Ganztagsplätzen nicht aus. Und die Gebühren sind mit die höchsten in NRW. Wie will man dann für junge Familien attraktiv sein?
Ist Ihre Fraktion mehr Opposition oder mehr Mitgestalter?
Mrstik: Wir gestalten mit und übernehmen Verantwortung, definitiv. Das haben wir doch bei der Verabschiedung des Haushalts klar gezeigt.
Wo wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten Akzente setzen?
Mrstik: Bei einem vernünftigen Gebäudemanagement erhoffen wir uns Spareffekte. Die anstehenden Veränderungen der Wülfrather Schullandschaft wollen wir begleiten. Wir begrüßen die Sekundarschule und damit das Angebot aller Schulabschlüsse in Wülfrath. Die Sekundarschule bietet vom Konzept bessere Chancengerechtigkeit als getrennte Haupt- und Realschule. Eine Lösung muss für den Zeittunnel gefunden werden, für dessen Erhalt wir uns stark machen. Aber die Kosten können von Wülfrath nicht alleine getragen werden.
Wie sehen denn die Wülfrather Grünen die Chance von Windkraft? In der Diskussion um das Klimaschutzkonzept treten sie merkwürdig defensiv auf.
Mrstik: Nein, wir sind nicht defensiv. In meiner Haushaltsrede habe ich zuletzt den Ausbau regenerativer Energien mit den Stadtwerken gefordert. Das Konzept „energieautarkes Wülfath“ begrüßen wir. Hier gilt es, dass alle Beteiligten an der Umsetzung in ihrem Bereich beitragen. Klimaschutz beginnt vor Ort. Dafür benötigen wir die Stadtwerke.