Sängerin Wanda Kay - Eine Diva mit vielen Gesichtern
Wanda Kay, die eigentlich Tanja Leiendecker heißt, schreibt und singt Schlager. Außerdem tritt sie in Travestieshows auf.
Velbert. Wanda Kay fällt auf, wenn sie durch die Innenstadt geht: smaragdgrüner Lidschatten, schwarz umrandete Lippen, frech hochgegelte Haare. Dazu Maße von 125/110/125 und ein Chiffongewand, dessen bodenlanger Schweif bei jedem Schritt weht. Es ist keines ihrer 30 Bühnenkostüme. Die sind pompöser.
Wanda Kay ist Sängerin und Diva. In Wirklichkeit heißt sie Tanja Leiendecker und kommt aus Velbert. „Ich falle gern auf, sitze mit Fächer im Café und lebe es auf der Bühne aus“, sagt die 41-Jährige. „Manche glauben sogar, ich sei ein umoperierter Mann“, zumal sie in Travestieshows auftritt. Aber: „Ich bin nett, nicht zickig.“ So heißt auch ihre aktuelle Single „Ich bin die Diva“. Das Lied kommt vor allem in der Szene der Homosexuellen an.
Besonders beim „Christopher Street Day“ ist sie präsent, trat zuletzt in Wuppertal, Köln, Leipzig und Frankfurt auf, morgen steht sie in Essen auf der Bühne.
Seit Mai hat sie einen Fanclub, nachdem in Düsseldorf die „Weather Girls“ mit ihr „It’s raining men“ sangen. Ein Meilenstein für sie, dem ein steiniger Weg vorausging. Als Jugendliche musste sie sich bei Talentwettbewerben Respekt erkämpfen: „Wenn ich damals auf die Bühne ging, haben mich viele ausgelacht: Was will denn die Dicke hier? Sobald ich anfing zu singen, waren alle ruhig.“
Eine Ausbildung hat sie nicht. Wanda Kay kam durch ihren Vater ins Geschäft. Gerhard Leiendecker singt selbst und war mit dem „Stauber-Trio“ im Karneval aktiv. 1979 betrieb er im Nevigeser Bahnhof eine Kneipe, in der Tochter Tanja erstmals öffentlich sang. 1987 bildete sie mit ihrem Vater das Velberter Prinzenpaar; absolvierte 150 Auftritte. Mitten in der Session starb ihre Oma: „Ich war fertig, musste trotzdem Helau schreien und ,Alles paletti!’ singen. Das hat mich geprägt.“
Später gründete sie mit Olaf Henning die Gruppe „Toll“ und gehörte im Bottroper Freizeitpark „Movie World“ zu einer Saloonshow. Gesangsunterricht nimmt Kay seit drei Monaten, bei einer Ex-Sängerin der Gruppe „Wind“. „Bis vor zwei Jahren habe ich fast nur Coversongs gemacht — Gloria Gaynor, Shirley Bassey, Liza Minnelli —, bis mir Dieter Bohlen beim ,Supertalent’ sagte, ich hätte keine Personality.“ Seitdem schreibt sie eigene Songs. Deutsche Schlager.
Im Mai erschien ihr Album „Stark“. Ein Befreiungsschlag. Der andere: „Ich habe vor drei Jahren eine Frau geheiratet. Früher stand ich nur auf Männer, bis ich für meine beste Freundin mehr empfand als üblich.“
Zudem trennte sich Kay von ihrer Agentur und managt sich seitdem selbst. Dazu gehört auch ihr Modeljob für Übergrößen sowie das Kabarett „Dick im Geschäft“, in dem sie ihr Künstlerleben selbstironisch offenlegt. „Ich möchte damit auf Tour gehen, habe aber noch nicht den Namen, um die Hallen zu füllen.“
Zudem sei ihr Wunsch, im ZDF-Fernsehgarten aufzutreten: „Da stehen häufig Leute auf der Bühne, die keiner kennt. Warum kann ich da nicht rein?“ Doch Kay ist Optimistin. Durch Hypnose gewöhnte sie sich das Rauchen ab („vorher 60 Stück pro Tag“), also wird auch die Karriere „fluppen“. Oder wie sie es in einem ihrer Lieder formuliert: „Ich schaff’ das. Ich weiß, dass ich es kann. Ich schaff’ das. Wenn nicht gleich, dann irgendwann.“