Französische Partnerstadt Bondues per Anzeige gefunden
Seit 2003 gibt es die Partnerschaft mit der Stadt Bondues. Im Mai wird in Frankreich gefeiert.
Wülfrath. Der Anlass vor rund 15 Jahren war ein vollkommen unromantischer. Aus rein finanziellen Gründen suchte Wülfrath eine Partnerstadt — Finanzmittel aus EU-Töpfen sollten generiert werden. Daher schaltete man eine europaweite Zeitungsannonce, ähnlich wie bei Single-Börsen, mit der Überschrift „Suche Partnerstadt“. Wenig Amour also.
„Bondues hat damals aber sofort angebissen. Das war wie gesucht und gefunden“, sagt Heinrich Meckenstock, Präsident des Freundeskreises Städtepartnerschaften Wülfrath. „Auch wenn der Anlass ein finanzpolitischer war, hat sich das Ganze vom ersten Tag an sehr emotional entwickelt. Es hat von Anfang an gepasst.“
Feierlich besiegelt wurde die Städtepartnerschaft mit der nordfranzösischen Kleinstadt dann im Jahr 2003. Zum zehnjährigen Jubiläum fährt im Mai nun eine Wülfrather Delegation nach Frankreich und feiert dort zwei Tage lang. Unter anderem geben die Kalkstädter ein Konzert im neuen Kulturzentrum.
Doch was ist das Geheimnis, dass es zwischen den beiden Städten so gut funktioniert? „Die Mentalität der Nordfranzosen ist unserer sehr ähnlich. Ähnlicher sogar als die einiger Süddeutschen“, sagt Meckenstock. „Wir können zum Beispiel über den gleichen politischen Witz lachen.“
Jedes Jahr gibt es bis zu acht Austausche unter anderen von Tennis- und Golfgruppen. Auch die Wülfrather Jagdhornbläser und ihre französischen Musikerkollegen besuchen sich gegenseitig regelmäßig. Ende Dezember war noch eine französische Gruppe zu Gast und besuchte wieder den Herzog-Wilhelm-Markt. „Mehrere Jahre gab es dort einen Käse- und Weinstand unserer französischen Freunde“, sagt der Präsident.
Aber auch ganz praktische Gründe spielen eine Rolle. „Natürlich ist es von Vorteil, dass beide Städte nur gut drei Autostunden voneinander entfernt sind“, sagt Meckenstock. Bei weiter entfernteren Städten werde es zwangsläufig schwieriger.
Auch wenn dieses Jahr groß gefeiert wird — der 72-jährige Präsident sorgt sich seit einiger Zeit um den Nachwuchs. „In beiden Ländern engagieren sich die Jugendlichen nicht mehr so stark in Vereinen, die den Austausch aufrechterhalten“, sagt Meckenstock. Die offenen Grenzen, die Reisefreiheit und Freundschaft zu den Nachbarn sei etwas Selbstverständliches geworden. „Dann wird das alles wohl irgendwann leider einschlafen. Daher müssen wir uns um den Nachwuchs bemühen, damit auch in zehn und in 20 Jahren die Wülfrather dieselben Möglichkeiten haben“, sagt Meckenstock.
Es gehe bei Städtepartnerschaften auch darum, im Kleinen die deutsch-französische Freundschaft aufrechtzuerhalten. „Wir erfüllen den deutsch-französischen Vertrag mit Leben. Denn das Entscheidende bleibt einfach das persönliche Kennenlernen der Menschen.“