Neviges Freude auch ohne Martinszug
Neviges. · Zu Sankt Martin gab es Weckmänner vom Bürgerverein Tönisheide und dazu einen süßen Gruß vom Hoppeditz.
Für die einen ist der 11. November der Gedenktag des Heiligen Martin, für andere symbolisiert der Tag mit dem Hoppeditz-Erwachen den Start in die närrische Saison. Umzüge zu Ehren St. Martins wie auch der Karnevalsauftakt fielen jetzt der Corona-Pandemie zum Opfer. Dennoch sollte das Martinsfest auf Tönisheide nicht sang- und klanglos vorbeigehen: So wollte der Bürgerverein, alljährlich Organisator des Martinszugs mit der Grundschule, den Kindern Bastelmaterial für ihre Laternen und Weckmänner schenken. Statt Bastelmaterial gab es nach Rücksprache mit der Schulleitung nun eine Geldspende: „Die Lehrerinnen wissen besser, was zum Basteln benötigt wird“, so Monika Hülsiepen, Vorsitzende des BV.
Die große Überraschung
kam in der Schulpause
Sie stand am Mittwochmorgen mit einem halben Dutzend Mitgliedern und 225 Weckmännern vor der Schultür, um die Kinder mit den süßen Stutenkerlen zu überraschen und einen Blick auf die Laternen zu werfen. Kein leichtes Unterfangen unter verschärften Hygienebedingungen: Die Weckmänner waren einzeln in Folie und für jede Klasse in Kartons verpackt. Nachdem die Kleinen nichtsahnend zur großen Pause auf den Schulhof liefen, brachten Hülsiepen und ihr Team die Kartons in die Klassen – fünf im Gebäude Kirchstraße, während Herbert Leonhardt und Kurt Hörter die drei Klassen im Nebengebäude Nevigeser Straße belieferten. „Ausnahmsweise ist die Trennung in zwei Häuser mal ein Vorteil“, sagte Schulleiterin Bärbel Emersleben mit Blick auf die Hygienevorgaben – so seien die Klassen nicht zuletzt in den Pausen leichter zu entzerren.
Während die Kinder draußen tobten, drapierten ihre Lehrerinnen die Stutenkerle auf den Tischen. Dazu gab es für jedes Kind etwas Süßes – eine kleine Erinnerung an Karneval, denn es handelte sich um Süßigkeiten, die der Bürgerverein für den aus Wettergründen ausgefallenen Tulpensonntagszug als Wurfmaterial beschafft hatte. „Einen Teil haben wir der Tafel gespendet“, erläuterte Hülsiepen, denn Aufheben für das nächste Jahr sei angesichts der bereits abgesagten Session keine Alternative.
Gemeinsam besichtigte die BV-Abordnung derweil die gebastelten, mit LED-Lämpchen und Teelichtern erleuchteten Laternen. Als die Kleinen in ihre Klassen zurückkehren, um ihr Frühstück – und die Weckmänner – zu verputzen, waren Monika Hülsiepen und ihre Truppe schon wieder vor der Tür: Um jedes Risiko zu vermeiden, sind Begegnungen mit den Kindern nicht vorgesehen. „Einige haben aber mitbekommen, wie wir die Weckmänner hereingebracht haben“, freute sich die Tönisheiderin. „Riesig gefreut“ hat sich auch Bärbel Emersleben, denn neben dem Martinszug fiel das beliebte Singen von Martinsliedern komplett aus. „Den Kindern geht ganz viel an Normalität, Aktivität und Ritualen verloren“, bedauert die Schulleiterin: „Das fängt die Aktion des Bürgervereins ein gutes Stück auf.“ Dennoch sei Sankt Martin ohne Martinszug schon sehr komisch, findet Monika Hülsiepen, die immerhin schon seit 1973 im Bürgerverein aktiv ist. Die Kinder mit den Laternen, die Mantelteilung am Feuer auf der Schulwiese, das fehle ihr. Den Kindern geht es nicht anders: „Ich war ganz schön traurig“, kommentierte der achtjährige Eveere aus der 3b den Ausfall des Zuges. Stolz präsentiert er nun aber die beiden Laternen, die er gebastelt hat: Eine runde zeigt St. Martin zu Pferd mit Kindern, die dem Heiligen mit Laternen folgen, auf einer viereckigen lodern die Flammen des Martinsfeuers. Seine Mitschülerinnen zur Linken und Rechten genossen derweil ihre Weckmänner. „Können sie dem Bürgerverein Dankeschön sagen?“, fragte Zeliha Klassenlehrerin Alexandra Goldberg, und ein vielstimmiger Chor rief: „von mir auch!“.