Für Schnäppchenjäger: Versteigerung von Fundsachen

Menschen verlieren Schlüssel, aber auch Fahrräder und Kinderwagen. Bei der Versteigerung der Fundsachen schlägt die Stunde der Schnäppchenjäger.

Velbert. Minutenlang steht der Mann etwas abseits der Menschentraube, geht scheinbar unbeteiligt an den Fahrrädern vorbei, an denen Zettel mit den Startgeboten flattern. 15 Euro, 40 Euro, mal auch etwas mehr steht auf den Preisschildern.

Dann bietet seine Frau mit. Ein blau-kariertes Kinderhemd in Größe 122 für drei Euro. Für den Enkel. Es folgt eine Kapuzen-Jacke. „Soll ich?“, wendet sie sich ihm zu. „Ach, klar. Da wächst er noch rein“, sagt er. Vier Euro. Der Mann ist im Auktionsfieber.

Jetzt soll es noch ein Knirps-Schirm sein („die sind teuer“). „Dann wollen wir mal den Preis in die Höhe treiben, dat die Stadt was inne Kasse kriegt“, sagt er zu einer kleinen Gruppe von Frauen und lacht.

Bei zwei Herren ist die gelassene Stimmung derweil verschwunden. Voller Ernsthaftigkeit treiben sie Euro für Euro den Preis für ein rotes Mountainbike in die Höhe. Bei 65 Euro ist Schluss. Anerkennend applaudieren die umstehenden Zuschauer.

Während sein Kontrahent missmutig den Kopf schüttelt, schiebt Christian Raack nicht ohne sichtbaren Stolz seine Errungenschaft über den Innenhof des Rathauses. „Das Fahrrad ist ja noch in einem recht guten Zustand, und ich habe dringend ein neues gebraucht“, sagt der 75-Jährige.

Es ist die erste Auktion für den Heiligenhauser. Nicht so für Astrid Weber. Die Leiterin des Bürgeramtes übernimmt etwa alle zwei Jahre den Job der Auktionatorin. Dann werden die Lagerräume des Fundbüros entrümpelt. Am Mittwoch stehen 175 Fundsachen auf der Verkaufsliste. Handys, Schmuck, Fahrräder, Kleider und selbst Kinderwagen sind dabei.

„Die Sachen müssen ein halbes Jahr lang gelagert werden, dann dürfen sie versteigert werden“, sagt sie. Beliebt sind vor allem Fahrräder und alles andere, das von einem Markenlogo geziert wird.

Am Ende der Auktion sind fast alle Fundsachen verkauft. Nur nicht das Luxus-Handy mit Keramikgehäuse, das für mehrere 1000 Euro über die Ladentheke geht. Bei der Auktion soll es 200 Euro kosten. Doch mehr als ein Raunen der Menge und ein ungläubiges „wer verliert denn so was und fragt nicht mal im Fundbüro nach?“ gibt es nicht dafür.

„Der Gehstock ist für Sie?“, fragen die Damen an der Kasse ungläubig eine Schülerin. Laura Scheffler hat die Gehhilfe für zwei Euro ersteigert. „Ist für meinen Onkel“, erklärt sie. Sie selbst hat es auf eine Designer-Sonnenbrille abgesehen, „ein Schnäppchen“. „Die Auktion ist ein netter Zeitvertreib in den Ferien“, sagt die Nevigeserin.

Ziemlich anstrengend sei die Auktion, sagen die Frauen, die sonst in der Service-Stelle arbeiten. Sie kassieren das Geld, stellen Quittungen für die Käufer aus. „Die 1144. 2,50 Euro“, lautet der Code für ein Paar silberfarbene Ohrringe, die eine Frau bei ihnen in Empfang nimmt.

Möglicherweise sind es die letzten Quittungen, die sie am Mittwoch ausstellen. Denn geplant ist, die Auktion künftig von einem Online-Dienstleister ausführen zu lassen. „Das entscheiden wir bis zum Ende des Jahres, dann probieren wir diese Möglichkeit vielleicht mal aus“, sagt Astrid Weber. Zu personalintensiv sei die Organisation der Auktion geworden.