Wülfrath Grassiert in Wülfrath die Angst?

Wülfrath · Wir haben uns umgehört, wie die Bürger auf die Gefahr einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus reagieren.

Ein Arzt misst die Temperatur einer jungen Frau im Rahmen eines Corona-Schnelltests. Auch im Kreis Mettmann häufen sich die Verdachtsfälle.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

. Das Coronavirus ist längst im Kreis Mettmann angekommen. In Erkrath gibt es neun bestätigte Fälle, in Langenfeld zwei und in Mettmann einen. Hinzu kommen sieben Verdachtsfälle in Haan (2), Hilden (2), Mettmann, Ratingen und Erkrath (Stand: 11. März, 19 Uhr). Der Verdachtsfall in Wülfrath hat sich dagegen nicht bestätigt. Obwohl noch kein bestätigter Fall vorliegt, nehmen die Kalkstädter die Gefahr um ­Covid-19 ernst. „Gedanken mache ich mir auf jeden Fall“, berichtet eine Wülfratherin, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Gerade Menschen mit einer chronischen Erkrankung sind gefährdet.“

Sorgenvoller Blick zum Krankenhaus in Mettmann

Sorgen macht sich die Bürgerin zudem, ob das Mettmanner Krankenhaus einem Ansturm an Krankheitsfällen standhalten wird. „Leider haben wir in Wülfrath kein eigenes Krankenhaus mehr und zahlreiche Menschen müssen auf das Kreiskrankenhaus in Mettmann ausweichen.“ Sie selbst geht nur noch für die nötigsten Einkäufe aus dem Haus, Veranstaltungen besucht sie keine mehr.

Auch das Landesgesundheitsministerium hat kürzlich bekanntgegeben, dass Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen abgesagt werden müssen. Die Verbreitung des Virus’ stellt für die Politik eine Gefahr dar, die durch solche Veranstaltungsverbote minimiert werden soll. Für Philipp Sonntag ist diese Entscheidung jedoch nicht nachvollziehbar. „Die Zahl 1000 ist für mich völlig willkürlich gewählt. Was ist beispielsweise mit Menschen, die jeden Morgen das öffentliche Verkehrsnetz nutzen? Das sind definitiv mehr als 1000 Menschen, die regelmäßig Bahnen und Busse betreten und das Virus verbreiten könnten.“ Der Mettmanner, der in Wülfrath arbeitet, ist von dem Thema mittlerweile genervt. „Wir werden uns auch in Wülfrath nicht vor dem Virus verstecken können. Eine Sensibilisierung der Bevölkerung ist gut, nicht aber diese Massenhysterie.“

Eine Aussage, die Fotograf Peter Klückmann unterschreiben kann. „Veranstaltungen ab 1000 Personen zu verbieten, ist in meinen Augen dubios.“ Er selbst hat noch am Sonntag eine größere Veranstaltung besucht. „Ich nehme die Gefahr vor dem Virus natürlich ernst. Letztlich agiere ich aber in meinem Einflussbereich.“ Für einen weiteren Wülfrather ist das Internet Schuld an der derzeitigen Hysterie. „Was in den Sozialen Medien stattfindet, ist nicht mehr nachvollziehbar. Den Menschen wird Angst gemacht“, so ein Mann, der ebenfalls namentlich nicht genannt werden möchte. Auch er meidet große Veranstaltungen, lässt sich allerdings nicht im täglichen Leben einschränken. „Ich kaufe nach Bedarf ein und mache keine Hamsterkäufe.“

Christina Haber findet die Entscheidung des Landesgesundheitsministeriums völlig richtig. „Ich glaube, dass besonders die Karnevalszeit zur Verbreitung des Virus’ beigetragen hat. Dass jetzt von oberster Stelle ein Veranstaltungsverbot ausgesprochen wird, ist gut und richtig.“ Die Wülfratherin befolgt die Hygienevorschriften, lässt sich aber ebenfalls nicht verrückt machen. „Es ist utopisch zu denken, dass wir in Wülfrath von dem Virus verschont bleiben. Eigentlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann hier die ersten bestätigten Krankheitsfälle bekannt werden.“

Cynthia Meiners vom gleichnamigen Café am Heumarkt kann durch das Virus keinen Gästeschwund verzeichnen. „Die Menschen reden darüber, aber sie besuchen auch weiterhin unser Café“, freut sich die Gastronomin. Sie selbst würde übrigens ebenfalls nicht auf das öffentliche Leben verzichten.