Neviges Malen öffnet neue Sicht der Dinge

Neviges · Der Maler und Galerist Günter Vollmer kann sich ein von Künstlern bespieltes Ladenlokal in Neviges gut vorstellen.

Günter Vollmer mit einem seiner Werke. Gemeinsam mit Stephanie Paucken betreibt er die Galerie und das Atelier „Künstlerkolonie“.

Foto: Günter Vollmer/Vollmer

Ein Ende der Einschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist immer noch nicht wirklich in Sicht. Bildenden Künstlern fehlt es somit an Ausstellungsmöglichkeiten und am Dialog mit den Kunstinteressierten. Die WZ bietet ihnen im Rahmen der Serie „Kreatives Velbert“ ein Forum und die Möglichkeit, sich zum Plan zu äußern, einen Leerstand im Herzen von Neviges dauerhaft in die Hände von Künstlern zu geben. Heute nutzt die Chance der Maler Günter Vollmer, der mit seiner Galerie-Kollegin Stephanie Paucken hinter der „Künstlerkolonie“ in Velbert-Langenberg steht.

Wann und wie wurde bei Ihnen das Interesse geweckt, künstlerisch aktiv zu werden?

Günter Vollmer: 1990 bei der Suche nach Entspannung in einer beruflichen Stressphase. Malerei ist für mich etwas Wunderbares, etwas Kreatives, das mich nicht mehr loslässt. Es macht Spaß, es beruhigt, es regt an, es fasziniert, es verbindet, öffnet eine neue Sicht der Dinge. Der Wunsch, das Gesehene, Erlebte auf besondere Art und Weise festzuhalten und die Wahrnehmungen nach eigenem Empfinden gestalterisch umzusetzen, führte mich zur Malerei. Sie ist eine Möglichkeit, nicht nur akustisch, sondern auch visuell mit der Umwelt zu kommunizieren.

Wer ist/sind Ihre künstlerischen Vorbilder/Lehrer?

Vollmer: Völlig autark und autodidaktisch. Ich kann und will niemanden nachahmen.

Was ist Ihre bevorzugte Technik, wie würden sie Ihren Stil beschreiben?

Vollmer: Ich male Aquarelle und in Öl, aber am allerliebsten in Acrylm mal gegenständlich, aber auch abstrakt. Mein Handwerkszeug ist neben viel Freude: Sehr viel Farbe, Papier, Leinwand, Pinsel, Spachtel und reichlich andere Materialien.

Wo entstehen Ihre Kunstwerke?

Vollmer: Früher im „Entertaining-Room“ (Fernsehzimmer), als es zu eng wurde, wich ich in die Garage aus. Hierzu eine nette Begebenheit: Ich habe in sehr vielen Kitas und Jugendzentren mit dem Nachwuchs gemalt. Als ich dort fragte, ob bekannt sei, was ein Atelier ist, kam die prompte Antwort einer meiner damals siebenjährigen Zwillings-Enkelinnen: „Ja, eine Garage!“ Inzwischen male ich im eigenen Atelier in unserer Galerie „Künstlerkolonie“ an der Looker Straße 2.

Wann haben Sie das erste Mal ausgestellt und wo würden sie in Velbert gerne einmal ausstellen?

Vollmer: 1994 in der damaligen Sparkassenfiliale in Langenberg-Bonsfeld. Am liebsten stelle ich nun in unserer eigenen Galerie aus.

Inwieweit beeinflusst die Corona-Pandemie Ihre Arbeit?

Vollmer: Meine Arbeit wird nicht beeinflusst, jedoch die Gestaltung von Vernissagen und der Besucherzulauf.

Woran arbeiten Sie gerade?

Vollmer: An einem Acrylgemälde mit einem Wald-Natur-Motiv.

Wie empfinden Sie die Wertschätzung für ihr künstlerisches Schaffen durch die Stadt und in Velbert insgesamt?

Vollmer: Wertschätzung durch die Stadt? Die Wertschätzung durch die Galerie-Besucher und unseren Vermieter ist hervorragend.

Was halten Sie persönlich von der Idee, in Neviges ein leerstehendes Ladenlokal von Künstlern mit Leben erfüllen zu lassen?

Vollmer: Damit rennen Sie bei mir offene Türen ein. Allerdings sollten es meines Erachtens aus mehreren Gründen nicht mehr als zwei Künstler pro Ladenlokal sein. Sechs Künstler haben bekanntlich schon mal mindestens sieben Meinungen und die Kosten müssen bezahlbar sein. „Als Künstler von der Kunst zu leben, nie hat es eine größ’re Kunst gegeben.“ Im Übrigen habe ich vor langer Zeit alle Leerstände, Bürgervereine und einige Wirtschaftsförderungen im Umkreis von 25 Kilometern in Begleitung eines Velberter Ratsherrn schriftlich und persönlich abgeklappert. Resonanz: „Super Idee, Herr Vollmer, gefällt uns, wir melden uns bei Ihnen.“ Das war vor mittlerweile vier bis fünf Jahren. Die meisten Ladenlokale sind heute noch Leerstände, das Unkraut wächst höher und die Schaufenster trüben immer mehr ein.