Handwerkerin Vera Frey baut Geigen, Celli und Gamben

Vera Frey baut in ihrer kleinen Werkstatt Geigen, Celli und Gamben. Bis sie sich in ihrem Traumberuf selbstständig machen konnte, hatte sie einige Umwege zu gehen.

Langenberg. Über einer Werkbank hängen Geigen an einer Leine. In der einen Ecke steht ein Aktenschrank, auf dem Wörter zu lesen sind wie „Griffbretter“ und „Geigenstege“, in der anderen Ecke steht ein Schrank mit Büchern und beschrifteten Flaschen. „Das ist mein Giftschrank“, erklärt Vera Frey, „da lagere ich die Zutaten für meine Lacke, die ich selbst herstelle.“

Die 37-Jährige ist Geigenbauerin. Vor drei Jahren hat sich die gebürtige Heidelbergerin in Langenberg selbstständig gemacht. Vera Frey baut nicht nur Geigen, sondern auch Celli und Gamben. Die Viola da gamba, auch Kniegeige genannt, ist ein barockes Instrument, das sich zurzeit unter Musikern wieder großer Beliebtheit erfreut.

So geht es auch Doris Liebig. Die ehemalige Lehrerin der Musik- und Kunstschule hat das Instrument erst als Rentnerin entdeckt und ist so auch auf die Geigenbauerin gestoßen. „Ich habe ein Mietinstrument von Vera Frey und hoffe, dass sie mir irgendwann meine eigene Gambe baut. Ihre Instrumente haben eine eigene Seele“, findet die 64-Jährige. Liebig stellte auch den Kontakt zur SPD her. So kam es, dass die Besichtigung der Werkstatt Teil des SPD-Sommerprogramms wurde und sich kürzlich sechs Menschen in Freys kleiner Werkstatt drängten und sich die Arbeit der Geigenbauerin erklären ließen.

Die 37-Jährige zeigte beispielsweise eine Gambe, die sie nach dem Vorbild eines historischen Instruments aus dem 17. Jahrhundert nachgebaut hat. Zuerst musste sie dafür ins Museum fahren, das Instrument vermessen und Pläne anfertigen. Dann baute sie das Streichinstrument Stück für Stück auf. Insgesamt hat Vera Frey dafür ein Jahr benötigt. Für eine „normale“ Geige braucht sie zwei bis drei Monate.

Der Weg zum Traumberuf war für die Wahl-Langenbergerin nicht geradlinig. Schon mit 18 Jahren hatte sie die Idee, eine Geigenbaulehre zu machen. „Doch meine Eltern wollten, dass ich etwas ,Anständiges’ lerne. Deshalb habe ich zuerst ein Architekturstudium aufgenommen“, sagt sie. Doch damit war sie unglücklich. So verdiente sie sich genug Geld dazu, um ein zweites Studium zu finanzieren. Diesmal war es Musik in Wuppertal mit Schwerpunkt Gesang. „Doch als ich damit fertig war, war ich 30 und damit eigentlich zu alt für eine klassische Gesangskarriere“, erzählt sie.

Nach der Geburt ihres Sohnes sattelte Vera Frey daher nochmals um. Bei Geigenbauer Josef Kasak in Langenberg absolvierte sie von 2008 bis 2010 ihre Lehre und Gesellenzeit. Und dass sie in diesem Handwerk nun wirklich ihre Herzenssache gefunden hat, das merkt man.