Hauptschul-Theater: Zwischen Kuss und Flasche

Um große Gefühle und viel zu viel Promille geht es in „Kiss“, dem neuen Theaterstück der Hauptschule.

Wülfrath. Uii, wie romantisch! Plötzlich scheint die Zeit still zu stehen. Die Bühne ist in rotes Licht gehüllt. Aus den Boxen fließen die Melodien aus dem „Twilight“-Soundtrack.

Doch auf der Bühne knien sich nicht Robert Pattinson und Kristen Stewart gegenüber. Es sind Carolin Herdegger und Alexander Schommer, die sich zögerlich im Zeitlupentempo nähern. Dann fliegt ein Handtuch durch die Luft. Die Stimmung ist dahin. Theaterpädagogin Ute Kranz lächelt. „Okay. Kurze Pause.“

Im Saal des evangelischen Gemeindehauses Am Pütt probt in dieser Woche das neue Ensemble der Hauptschule Wolverothe. „Kiss“, ein Jugendstück von Thomas Bleidik, wird in Szene gesetzt. Darin wird die Geschichte von Katharina erzählt.

Die 16-Jährige lebt mit ihrer Mutter zusammen. Diese hat ein Alkoholproblem, geht gerne aus. Aber auch in ihrem Freundeskreis wird viel getrunken. Auch andere Drogen spielen eine Rolle. Carolin (15) stellt dieses Mädchen dar, das zufällig Andi auf einem Fest trifft, dargestellt von Alexander (16). Der Anfang eines überraschenden Abends. . .

Es ist eine kleine Gruppe, die Kranz und Lehrerin Walburga Lambrecht um sich geschart haben. Ganze fünf Rollen wurden vergeben. „Das ist für die Akteure schon eine Herausforderung“, weiß Lambrecht. Und an diesem Morgen für Carolin ganz besonders.

Matt liegt sie nach einem Begrüßungs-Warm-up auf dem Teppichboden, um den Hals einen dicken Schal. Über Nacht hat sie ihre Stimme verloren. „Mandelentzündung“, flüstert sie. Gleich geht sie zum Arzt. Jetzt probt sie noch mit. Ihren Text spricht Ute Kranz. „Wir müssen sie schonen“, sagt Lambrecht.

Mit Handzeichen und kurzen Anmerkungen macht die Nachwuchsdarstellerin Carolin klar, dass sie sich „gut auf die Rolle der Katharina einstellen kann“. Das einzige, was ihr nicht so leicht fällt: „Der Kuss mit Alex. Ich muss immer lachen.“ Aber Gefühls- und Alltagswelt seien nicht das Problem.

Überhaupt, das räumen alle Mitwirkenden ein, „ist das Thema Alkohol für uns nicht unbekannt“, wie Faruk Dönmez, der Andis Kumpel Tim spielt, sagt. In der Runde nicken alle. Auch Alina Kubatieva. Die Schülerin muss in die Rolle der Mutter schlüpfen. „Ich trinke und rauche gar nicht. Ich bin auch nicht auf den Treffen, wo so etwas passiert“, sagt sie.

Dass aber unter ihren Bekannten auch Jugendliche sind, die bisweilen heftig trinken, „ist klar“. Ihre Mitschüler stimmen zu. „Mit Alkohol passieren dann auch schon mal Dinge, die sonst nicht geschehen würde“, sagt Alexander. Dass das Stück Alkoholismus und Drogen thematisiert, „führt auch dazu, dass wir auf unser Verhalten schauen“, merkt Faruk an.

Am Regiepult hat neben Walburga Lambrecht Frithjof Kuhlmann Platz genommen. Er hat die Technik im Griff. „Mit welcher Musik steigen wir ein?“, fragt er. Lambrecht skizziert den Ablauf. „Noch ist es theoretisch“, sagt sie. „Erst wenn das Stück einmal ganz geprobt wurde, wissen wir genau Bescheid“, fügt sie an: „Am Ende passt alles.“ Und das soll am 12. Juni auf der Premiere bewiesen werden.