Tönisheide/Velbert Hobbyfilmer zeigen Zukunft der Bergbahn

Tönisheide/Velbert. · Frank Jannusch und Elmar Zielke forschten in Archiven und fragten Politiker zur Zukunft der Strecke der Niederbergbahn.

Das war wohl einer der längsten Personenzüge auf der Niederbergbahn, der gerade Tönisheide verlassen hat und Wülfrath-Kocherscheidt passiert: Zum seinem 80-jährigen Bestehen hatte der Bürgerverein Tönisheide 1987 einen Sonderzug zur Fahrt ins Blaue bei der Deutschen Bundesbahn gechartet.

Foto: Ulrich Bangert

„Es macht viel Spaß, sich mit der Geschichte zu beschäftigen“, schwärmt Elmar Zielke. Auf der Internetseite velbertfotos.de sammelt und veröffentlicht der Velberter historische Lichtbilder aus Velbert. Nachdem er sich 2018 zusammen mit Frank Jannusch in einem Youtube-Video auf die Spuren des Bergbaus an der Bleibergquelle und anderen Stellen gemacht hatte, konnte das Duo pünktlich zu Weihnachten auf der Videoplattform einen anderthalbstündigen Film über die Niederbergbahn einstellen.

„Wenn man auf Google geht, findet man sehr wenig zur Geschichte der Niederbergbahn, die bisherigen Veröffentlichungen in Büchern und einschlägigen Eisenbahnzeitschriften gehen nicht in die Tiefe“, so Zielke, der selber anfing zu recherchieren. Große Unterstützung erfuhren die beiden Filmemacher durch die Stadtarchive in Velbert, Wülftrath und Heiligenhaus. Nachdem 1847 die Prinz-Wilhelm-Eisenbahn eröffnet wurde, wuchs in Velbert der Wunsch nach einem Bahnanschluss, um konkurrenzfähig zu bleiben. Los ging es 1881, von Aprath aus erreichte der Schienenstrang die Wülfrather Stadtmitte, der sich in Schleifen auf die Tönisheider Höhen schlängelte, damit Velbert seinen ersten Bahnhof erhielt. Der befand sich im Süden der Stadt und ist völlig verschwunden, nur der Straßennamen „Alte Bahn“ gibt noch einen Hinweis darauf. Detailreich verfolgen die Autoren die weitere Entwicklung des Bahnbaus über Heiligenhaus und Kettwig. 1960 wurde die Verbindung ins Ruhrtal gekappt, der Personenzugverkehr eingestellt, der zwischen Heiligenhaus und Wülfrath bestehende Güterzugverkehr wurde scheibchenweise bis 1995 eingestellt.

Akkutriebwagen fuhr zuletzt
von Wülfrath bis Velbert

Kurz vor der endgültigen Stilllegung der Strecke durfte noch einmal ein Akkutriebwagen von Wülfrath bis Velbert fahren, die Zuschauer erleben diese letzte Fahrt an einem regnerischen Maitag aus der Perspektive des Lokführers. Bereits Ende der sechziger Jahre wurden Überlegungen angestellt, den niederbergischen Raum ans S-Bahnnetz Rhein-Ruhr anzuschließen, wozu es bekanntlich nicht kam. Angereichert ist die Dokumentation mit einigen Randthemen: So fährt ein Tüftler mit einem modifizierten VW-Golf über die letzten Schienenreste der Niederbergbahn, ein Lokführer erklärt die Funktionsweise der Dampflokomotive der musealen Hespertalbahn, die einst ebenfalls bis in den Norden von Velbert reichte. Elmar Zielke und Frank Jannusch gehen auf die Zukunft der Bahn ein und verweisen auf die Studie zur Reaktivierung der Bahn im Rahmen der Circle-Line, die 2005 vorgestellt wurde. Auf diesen Zug springen immer mehr Passagiere auf: Die Strecke steht auf der Agenda des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen zur Reaktivierung von Eisenbahnstrecken, angesichts der Klimakrise möchte der Bund den Bahnverkehr ausbauen. Nachdem der Velberter Rat die Verwaltung aufgefordert hat, die Möglichkeiten für einen Wiederanschluss ans Bahnnetz zu prüfen, werden am Dienstag im Wülfrather Stadtrat die Kommunalpolitiker einen Runden Tisch zum Bahnanschluss Niederberg fordern.

In ihrem Video haben Zielke und Jannusch bereits einen Wülfrather und mehrere Velberter Lokalpolitiker zu Wort kommen lassen. Sie alle befürworten eine Reaktivierung der Bahnstrecke, ebenso einige Bürger, die auf der Straße befragt wurden. Es gibt auch Gegner, so wie Bernd Zielke. Der Onkel des Filmmachers und Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs in Velbert stellt fest, dass der Panoramaradweg Niederbergbahn einen Fahrradboom ausgelöst hat. „Wenn der Radweg weg wäre, würden die Leute kein Fahrrad mehr fahren.“