Im „Kirchenbunker“ des bergischen San Francisco
Touristin Jennifer Fortmann (30) betritt Neviges zum allerersten Mal. Sie ist von der Architektur des Doms überrascht.
Zehntausende Pilger besuchen jährlich den Mariendom in Neviges. Sie staunen über die Architektur, lassen sich von den Lichtverhältnissen im Inneren verzaubern und vernehmen die besondere Aura in diesem einzigartigen Sakralbau. Aber, es gibt auch eine andere Sichtweise. Jennifer Fortmann zeigt irritiert auf das Betondach, das sich ihr in der Ferne zeigt: „Was ist das denn für ein Bunker?“
Die 30-Jährige ist das allererste Mal in Neviges und erkundet für die WZ als Neanderland-Touristin den Stadtteil — ohne Vorkenntnisse, mit frischem Blick. Und dieser Blick bleibt jetzt fragend an dem berühmten Werk des Architekten Gottfried Böhm hängen. Kein Dom wie jeder andere, gewiss. Jennifer Fortmann beäugt den Bau ganz genau: „Diese hohen fensterlosen Betonmauern. Hmm“, sagt sie und schiebt dann wie zum Trost hinterher: „Na ja, der ist eben gar nicht so alt. Deshalb ist der halt so... anders.“
Wenige Minuten später hallen die Schritte der Niederrheinerin durch den Wallfahrtsdom. Ihr gefallen die Fenster und sie bemerkt sofort die besondere Akustik: „Konzerte müssen hier ja richtig gut sein. Da wäre ich gerne mal dabei.“ Am Ende findet sie einen inneren Kompromiss: „Das ist schon ein beeindruckender Bau. Für MICH ist er aber nicht so richtig schön.“
Zu Besuch im
Neanderland
Wieder draußen ist die Krefelderin neugierig auf den Rest von Neviges geworden und folgt dem historischen Pfad in die Gässchen rund um Fußgängerzone, Brunnenplatz und Altem Kirchplatz. Ähnlich wie in Wülfrath, dem vorherigen Besuchsziel der Neanderland-Touristin, fallen Jennifer Fortmann besonders die Steigungen auf, über die der Nevigeser täglich, ohne zu überlegen, hinweggeht. Doch die Niederrheinerin kommt vom platten Land. Sie schaut die Wilhelmstraße herauf und lacht: „Das ist ja hier wie in San Francisco.“ Das habe sie schon bei der Anfahrt bemerkt. „Da bin ich in den Kurven ja fast in den Gegenverkehr geraten“, berichtet sie.
Trotz der ungewohnten Topographie: Die Fachwerkhäuschen und den Charme der kleinen Innenstadt schließt die Touristin direkt ins Herz. Besonders der Kirchplatz rund um das verhüllte evangelische Gotteshaus hat es ihr angetan. „Sehr schön hier“, sagt sie und beginnt zu schlendern, als wäre sie im Urlaub.
So geht es zum Brunnenplatzplatz, in dem sich die 30-Jährige plätscherndes Wasser erhofft. Das wird aber erst nächstes Jahr wieder etwas. Nächste Station soll das Schloss Hardenberg sein. Fortmann weiß, wie man dort stilecht hingelangt. Schließlich ist das hier ja das bergische San Francisco: „Wo sind denn die Cable Cars?“ “ Fortsetzung folgt