Immer mehr Kinder haben Krätze
Die Zahl der Krankheitsfälle hat sich im Kreis mehr als verdreifacht. Auch in Neviges geht der Parasit um, bestätigt Kinderarzt Dr. Illesy.
Neviges. Die Infektionskrankheit Skabies — besser bekannt als Krätze — war hierzulande fast vergessen, doch jetzt ist der auslösende Parasit wieder da. Und auch in Neviges häufen sich die Fälle. „In diesem Jahr hatte ich gefühlt die dreifache Zahl an Krätze-Patienten“, berichtete der Nevigeser Kinderarzt Dr. Dirk Illesy der WZ.
Das deckt sich mit den Zahlen des Kreisgesundheitsamtes. Laut Kreissprecherin Daniela Hitzemann sind in diesem Jahr 180 Infektionsfälle im Kreis Mettmann bekanntgeworden. Auch eine Velberter Schule sei aktuell betroffen. Ausgestorben waren die Milben übrigens nicht. „Wir haben jedes Jahr Krätzefälle“, sagt Hitzemann. 2015 waren es jedoch nur 50, 2014 wurden 100 bekannt. Mit der realen Zahl der Betroffenen haben diese Zahlen wenig zu tun, denn dabei handelt es sich nur um die beim Gesundheitsamt gemeldeten Fälle, die nach einem Ausbruch in einer Gemeinschaftseinrichtung bekannt wurden.
Oftmals verheimlichen die Erkrankten aber ihren ständigen Juckreiz. „Viele schämen sich. Dabei ist Krätze längst keine Arme-Leute-Krankheit mehr“, sagt Kinderarzt Illesy. Ein zweiter Faktor, der eine hohe Dunkelziffer begünstigt, ist der Umstand, dass Krätze oft nicht als solche erkannt wird. Nicht nur Betroffene denken häufig an ein Ekzem oder eine einfache Hautirritation. „Selbst Experten tun sich manchmal mit der Diagnose schwer“, weiß Illesy.
Ist die Krätze einmal identifiziert, ist eigentlich alles ganz harmlos. „Das ist schnell therapiert“, weiß der Mediziner. Mit Salben oder Tabletten verschwindet der Juckreiz so schnell wie er gekommen ist. Wer allerdings zu lange mit dem Arztbesuch wartet oder ein geschwächtes Immunsystem hat, riskiere großflächige eitrige Stellen auf der Haut.
Ein Aspekt ist Illesy wichtig: „Die betroffenen Kinder kommen aus Kitas und Schulen — nicht aus Flüchtlingsheimen.“ Diese falsche Vermutung werde jedoch teils geäußert. Dass daran nicht viel dran ist, bestätigt auch das Robert-Koch-Institut. Zwar würden Asylsuchende häufig aus Ländern stammen, in denen Krätze verbreiteter ist als hierzulande, jedoch schreiben die Experten: „Dennoch ist das Risiko von Ausbrüchen in Erstaufnahme—Einrichtungen und Sammelunterkünften gering, da Asylsuchende in der Regel nicht immunkompromittiert sind und die Wahrscheinlichkeit von intensivem Hautkontakt — außer in Familien — gering ist.“ Die Milben springen nur bei längerem Hautkontakt über, wie er etwa beim Spielen vorkommt. „Reines Händeschütteln reicht da nicht“, erklärt Dr. Illesy.