Jüdische Opfer erhalten ein Gesicht
Buch informiert über die Schicksale im Dritten Reich.
Velbert. „Mit der Erinnerung an die verfolgten und ermordeten jüdischen Bürger und Familien durch das nationalsozialistische Deutschland gibt dieses Buch den Opfern unserer Region ein Gesicht“, schreibt Werner Fischer-Feldsee, Vorsitzender des Geschichtsvereins, im Vorwort des Buches „Nichts verschweigen — konkret reden“.
Pünktlich zu den Jüdischen Kulturtagen NRW, die am Sonntag beginnen, ist am Freitag das 152 Seiten umfassende Werk im Stadtarchiv vorgestellt worden. Der ehemalige Velberter Schulleiter und Historiker Eduard Neumer beschäftigt sich in seinem Beitrag mit dem „Leben und Sterben der Velberter Juden“. Der Langenberger Theologe Frank Overhoff hat in akribischer, fast vierjähriger Arbeit biografische Daten jüdischer Opfer aus Neviges, Langenberg, Velbert, Wülfrath und Heiligenhaus zusammengetragen. Beide Beiträge knüpfen an eine Veröffentlichung von Wilfried Schmidt an, in der er das jüdische Leben in Velbert, Langenberg und Neviges bis 1930 nachzeichnete.
Den 86 Jahre alte Eduard Neumer, der als Jugendlicher die Pogromnacht 1938 in Nürnberg erlebte, hat die Geschichte der Velberter Juden zutiefst bewegt und aufgewühlt. „Das Buch unterscheidet sich von allen anderen, die ich bis dahin gemacht habe. Dieses Buch habe ich mit Herzblut geschrieben“, sagt Neumer.
In die tiefe Trauer über das Schicksal der 68 Juden in Velbert-Mitte mischte sich bei ihm während des Schreibens auch Scham, „weil ich damals, als ich die zerschlagenen Möbel und aufgeschlitzten Betten der Juden auf der Straße sah, hartherzig war“.
Anders als Neumer hat Frank Overhoff sich darauf konzentriert, so viele Daten wie möglich über die 120 Juden aus den kleineren Städten rund um Velbert herauszufinden. Durch den Nationalsozialismus sei ihr Leben der meist auf zwei Angaben reduziert worden — auf das Geburts- und das Todesdatum. Overhoff stöberte über Jahre in Archiven, um Lebenskizzen nachzeichnen zu können. „Es sind Grundlagen für die weitere Forschung, die an dieser Stelle noch nicht am Ende ist“, sagt der Theologe.
Herausgegeben wurde das Buch vom Bergischen Geschichtsverein und vom Velberter Scala-Verlag in einer Auflage von 500 Exemplaren. 100 Bücher hat bereits Bürgermeister Stefan Freitag für die Schulen abgenommen. Im Buchhandel kostet das Werk 18,90 Euro.