Junge Musiker begeistern in der Vorburg

Schüler der Musikakademie Minsk ließen ihre Instrumente erklingen.

Foto: simba

Neviges. Noch ein letztes Mal lehnt sich Boris Frenkel nach hinten, um buchstäblich zum Schlussakkord auszuholen. Dann setzt er unter tosendem Applaus seine Oboe ab. Bravo-Rufe hallen aus dem Publikum, während andere Zuhörer ihre Begeisterung mit stehenden Ovationen ausdrücken.

Als Frenkel schließlich sein Instrument zu einer Zugabe ansetzt, flüstert eine ältere Dame erstaunt: „Hat er denn überhaupt noch Luft?“ Schließlich hat der 15-Jährige gerade rund fünf Minuten lang das Konzert für Oboe in d-moll von Allesandro Marcello zum Besten gegeben. Doch Boris Frenkel ist nicht irgendein junger Musiker. Er gehört zu der Gruppe der renommierten Musikakademie Minsk, die am Samstagabend in der Vorburg des Schlosses Hardenberg ein Konzert gab.

Das Forum für kulturelle Zusammenarbeit Solingen-Minsk wollte damit wieder einen kulturellen Beitrag zur Völkerverständigung leisten. Sechs hochbegabte Nachwuchsmusiker haben sich auf ihre Einladung gemeinsam mit Professorin Anna Berezhnaya auf den Weg nach Neviges gemacht, um ihr Können darzubieten. Die jüngste Musikerin war dabei die 13-jährige Palina Rusaya. Sie verzückte das Publikum mit den lieblichen Klängen ihrer Zimbal, einem osteuropäischen Saiteninstrument.

Jörg Witte und Sonja Lagos-Witte waren beeindruckt, wie die jungen Talente ihre Instrumente beherrschen. „Es ist erstaunlich, welche Töne die jungen Musiker aus ihren Instrumenten herausholen“, sagt Witte. Das Ehepaar kennt den Ruf, den die Minsker Musikakademie genießt, und war ganz besonders gespannt auf den Auftritt von Artiom Shishkov (31). Der Violinist hat bereits zahlreiche internationale Wettbewerbe gewonnen. Gemeinsam mit Vlada Berezhnaya (24) spielte er Stücke von Prokofjew und Sarasate.

Der spielerische und leichte Umgang der jungen Musiker mit ihren Instrumenten darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass jahrelange, akribische Arbeit mit den Professoren der Musikakademie dahintersteckt. Die Vorsitzende des Forums für kulturelle Zusammenarbeit, Christine Lutter-Link, brachte es auf den Punkt: „Die Professoren schaffen es nicht nur, den Musikern praktische Fähigkeiten anzueignen, sondern auch, ihnen das Verständnis für jedes einzelne Musikstück zu vermitteln.“