Wie Wülfrath sich 1953 präsentierte
Der Heimatbund verkauft ab sofort eine DVD mit einem alten Wülfrath-Imagefilm. Einmalige Einblicke ins Land- und Stadtleben inklusive.
Wülfrath. „Die bergische Luft ist herb, wie die Menschen, die hier wohnen“, sagt ein Sprecher aus dem knisternden Off. Der Zuschauer sieht Frauen, die mit wehenden Röcken auf dem Feld arbeiten, Wülfrather Webkunst in den mittelständischen Textilfabriken, schlendernde Fußgänger in der Altstadt, Familien, die im Stadtpark auf einer Bank ein „Plauderstündchen“ abhalten und natürlich die Arbeiten in den riesigen Kalkbrüchen. Der Sprecher klärt auf: „Hier sind rund 70 Prozent aller Arbeitnehmer der Gemeinde tätig.“
Der Heimatbund zeigt den Wülfrathern, wie das Leben in dem „Kleinod im Bergischen“ früher war und bringt den Wülfrath-Film von 1953 als DVD heraus — eine Vorstellung der Stadt in bewegten Bildern, die man heute wohl „Imagefilm“ nennen würde. „Der Film wurde von einem ehemaligen Kriegsberichterstatter gedreht, der seine Kamera im Krieg retten konnte und später seinen Lebensunterhalt damit verdiente“, erinnert sich Ralf-Robert Atteln, Vorsitzender des Heimatbundes. Er selbst hat damals bei den Dreharbeiten, die sich über 1952 und 1953 erstreckten, assistiert. „Ich hatte einen kleinen Rucksack dabei, da waren die Filmrollen drin“, sagt er. Nur der Name des Filmemachers, der ist im Laufe der Jahre verlorengegangen.
Das Schwarz-Weiß-Werk zeigt den Wülfrathern — je nach Alter — eine noch nie gesehene Version ihrer Stadt oder die Heimat aus der fernen Erinnerung. Die Kamera hält etwa auf die Stadthalle („Zentrum des kulturellen, wirtschaftlichen und sportlichen Lebens“) mit dem „modernen Lichtspielhaus“ daneben. Ebenfalls in der Innenstadt ist natürlich das Rathaus an der Wilhelmstraße zu sehen, wo Männer in Anzügen die Geschicke der Stadt mit der Zigarre in der Hand lenken.
Der 29-Minuten-Film porträtiert eine Gemeinde mit fünf Bahnhöfen, einer großen Textilbranche, die jedoch bereits von den Metallbetrieben abgelöst wurde und einer bekannten Lungenheilanstalt. Ein Örtchen, wo „ländlichen Eigenart auf städtische Betriebsamkeit“ trifft — ein vergessenes Wülfrath.
Während die mehr als 150 Mitglieder des Heimatbundes den Film, der in den 70er Jahren auf VHS-Kassette und Ende der 90er Jahre ins DVD-Zeitalter gerettet wurde, bereits geschenkt bekommen haben, können sich alle anderen die DVD im Niederbergischen Museum und in der Medienwelt für fünf Euro kaufen.
„Der Erlös geht zu 100 Prozent ans Museum, die Medienwelt und den Zeittunnel“, sagt Atteln. Beide Verkaufsorte haben jeweils 100 Exemplare vorrätig. Das Projekt hat sich der Heimatbund rund 1300 Euro kosten lassen.
Der Film ist übrigens 1953 zur Wiedereröffnung des Niederbergischen Museums zum ersten Mal gezeigt worden. Später gab es ihn immer mal wieder als Beiwerk zur Bergischen Kaffeetafel zu sehen.