Karnevalsumzug: Narretei treibt bunte Blüten
Zwar fällt der Zug in Tönisheide diesmal etwas kleiner aus, doch dafür gibt es wieder eine Extrarunde.
Tönisheide. Die Tönisheider Narren haben einen guten Draht zu Petrus: Bei strahlendem Sonnenschein jubeln mehrere tausend Jecken dem Karnevalszug zu. Mit mehr als 20 Einheiten — Festwagen, Fuß- und Musikgruppen — fällt der närrische Lindwurm etwas kleiner aus als im Vorjahr, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut.
Gegen 13.20 Uhr setzt sich die Karawane in Bewegung, angeführt vom altertümlichen Bollerwagen der KG Zylinderköpp. „So fing es 1972 an“, diese Beschriftung erinnert an den Beginn des Tönisheider Zuges. Über Milchstraße und Wülfrather Straße geht es zur Kreuzung Nevigeser Straße, wo das Gros der Besucher steht
In Schauern regnet es Bonbons, Schokoriegel, Tütchen mit Popcorn und Chips, und die neunjährige Jacqueline und ihre gleichaltrige Cousine Michelle sammeln im Akkord: „Als Tönisheider gehen wir natürlich zum Tönisheider Zug“, sagt Jacquelines Mutter Daniela Ollegott. Seit Jahren mit dabei ist ihr Schwager Udo Mauga mit Familie aus Heiligenhaus: „Bei uns gibt es seit mehr als 20 Jahren keinen Zug mehr“, so der Familienvater.
Nebendran brüllt eine Gruppe kleiner Hexen im Kindergartenalter aus Leibeskräften Helau, als der Wagen des Stadtprinzenpaares um die Ecke biegt. Mit eigenem Festwagen sind auch KG Alt-Langenberg, Bürgerverein, Zylinderköpp und natürlich das in Tönisheide beheimatete Kinderprinzenpaar Jendrick I. und Lisanne I. dabei. Dazwischen immer wieder Fußgruppen wie die der Fußballer des SV Union, die in Gelb und Grün gehüllte Abordnung von Boum haul Pool und die knallig in den Vereinsfarben Gelb und Blau gekleidete Frauengruppe Siepen des NTV.
Auf einem Bollerwagen führen die Tönisheider Trolle — zwei Dutzend „trollig“ verkleidete Kinder der Grundschule — eine Musikanlage mit: Die merkwürdige Beule auf der Rückseite entpuppt sich als Wärmflasche, die die bei der Kälte arg strapazierten Batterien am Leben erhalten soll.
Für Live-Musik sorgt dagegen trotz des Frostes das Fanfarencorps Neviges. Sorge, dass ihnen die Instrumente einfrieren, haben die Musiker nicht: „Das verhindert ein Spezialöl“, erläutert Juppi Pröpper an seiner Ventil-Fanfare. „Oder Schnaps durchkippen — das hilft auch.“
Im Gefolge des Prinzenwagens läuft Markus Schemken, Präsident des Festausschusses Velberter Karneval: „Es war eine kurze, heftige Session, eine sehr intensive, aber tolle Zeit“, zieht der Velberter eine erste Bilanz. Auf Tönisheide dreht man indessen eine Extrarunde — im Gegensatz zum Vorjahr dieses Mal geplant, umkreist der Zug ein zweites Mal das Viertel Schubertstraße, Kirchstraße, Kuhlendahler Straße, bevor er sich endgültig auflöst.
„Keine besonderen Vorkommnisse“, bilanzierte danach das DRK — anders als beim Karnevalszug am Vormittag in Langenberg: Dort war ein elfjähriger Junge mit den Füßen unter die Räder eines Pkw-Anhängers geraten. Er musste zur Untersuchung ins Klinikum Niederberg transportiert werden. Ob und wie schwer das Kind verletzt wurde, war Sonntag nicht zu erfahren. Die Polizei hatte keine Kenntnis von dem Vorfall.