Keine großen Sprünge im Tunnel
Auf die Besucher des Museums warten 2017 nur spärliche Neuerungen. Doch die Marke Zeittunnel soll stärker werden.
Wülfrath. Für 158 300 Euro versprachen die Ausstellungsplaner von „Kessler & Co“ für den Zeittunnel lediglich eine Erneuerung der maroden Tafeln, für 295 000 Euro sollte das Museum inhaltlich komplett mit neuen Elementen aufgefrischt werden. Doch was gibt’s für 208 000 Euro? Das ist die Summe, die für die Umgestaltung des Museums 2017 zur Verfügung steht — Fördergelder von LVR und Kreis schon eingerechnet. Die Antwort gab es im Kulturausschuss: Es wird wohl eine Instandsetzung mit ein paar neuen Extras werden.
Ausstellungsplaner Helmut Kessler stellte vor, was neben der Erneuerung der Tafeln auf die Besucher zukommt. Beispiele: Um die Wärme im Erdzeitalter „Perm“ erlebbarer zu machen, wird eine Wärmelampe eingebaut. Ins „Trias“ sollen neue stabilere Dinosauriereier kommen. Überall wird es mehr Erläuterungen und Hörstationen mit Sprechertexten geben. Zudem ist geplant, dass noch mehr QR-Codes die Ausstellung begleiten. „Das ist praktisch. Heutzutage bringen die Besucher durch die Smartphones ihre eigenen Geräte mit“, sagt Kessler.
Dass Sparzwänge bei dem Umbau eine Rolle spielen, ist offensichtlich. So wird beispielsweise die defekte Libelle des Tunnels nicht ersetzt, sondern gegebenenfalls durch eine Silhouette ersetzt. Von kostspieligen Extras wie Erdbeben-Rüttelplatte und zusätzlichen Dinosauriern war keine Rede mehr.
CDU-Fraktionschef Axel Effert begrüßte die vorgestellte Umbauvariante. Ausschussvorsitzende Bettina Molitor (SPD) zeigte sich hoffnungsvoll: „Ich glaube nicht, dass wir schon am Ende aller Fördergelder angekommen sind.“
Allerdings: Viel Zeit ist nicht mehr, bis Fakten geschaffen werden. Der Fachausschuss gab dem Umbau jetzt grünes Licht. Wenn auch der Rat am 27. September zustimmt, gehen „Kessler & Co“ im Oktober in die Detailplanung. Im November soll die Ausstellung bereits zurückgebaut werden, so dass im März alles für die Montage bereit ist. Am 9. April 2017 soll der Zeittunnel frisch erneuert öffnen.
Der Außenbereich des Zeittunnels ist nicht vergessen und soll in einem späteren Schritt erneuert werden. Wirtschaftsförderer Karsten Niemann brachte wieder mögliche Fördergelder ins Spiel: „Es laufen weitere Gespräche, das hört jetzt nicht auf.“ Gerade das Drumherum des Tunnels wird in Zukunft einen höheren Stellenwert bekommen. Auf Vorschlag der Verwaltung beschloss der Kulturausschuss, dass künftig von der Stadt organisierte kulturelle Veranstaltungen nur noch auf dem Zeittunnelgelände stattfinden sollen. „Wir wollen die Marke Zeittunnel prägen und stärken“, kündigte Kämmerer Rainer Ritsche an, der dem Wülfrather Aushängeschild eine Funktion als weichen Standortfaktor zusprach.
Dazu strukturiert die Stadt auch ihr Kulturbudget um. Künftig gibt es zwei Säulen: den Zeittunnel und seine Veranstaltung sowie die „Kulturförderung“, die auch Gelder für „Konsumkultur“ bereitstellen soll, die Dritte organisieren. Rittsche nannte als Beispiele den Herzog-Wilhelm-Markt oder Veranstaltungen von Wülfrath Pro. Im Rahmen der Neustrukturierung ließ die Verwaltung auch die vom Rat beschlossene finanzielle Deckelung für den Tunnel — Zuschussbedarf nicht höher als 118 530 Euro — wieder aufheben. Hintergrund: Um die Vorgaben einzuhalten, musste die Stadt in der Vergangenheit bereits Personalkosten aus dem Bereich Zeittunnel in andere Bereiche umschichten.
CDU und SPD zeigten sich erfreut über die aufgeräumte Struktur. Axel Effert: „Jetzt haben wir Wahrheit und Klarheit.“ Die Wülfrather Gruppe stimmte dem Vorschlag der Verwaltung nicht zu. André Herbes kritisierte unter anderem, dass zu den geplanten Veranstaltungen keine weiteren Angaben gemacht wurden: „Die Inhalte fehlen völlig.“