Klaus Saeger schärft den Blick für die katholischen Kirchen
Der Velberter Kunsthistoriker erläutert die Geschichte, Architektur und Ausstattung der vier Gotteshäuser.
Wülfrath. Ein Tabernakel mit Bergkristall, der den Weg ins Himmelreich weist. Ein Kirchenfenster, durch welches das Licht des Heiligen Geistes strömt. Aber auch ein Bauvorhaben, das den Nationalsozialisten missfiel: Zusammen mit dem Monheimer Fotograf Friedemann Frey hat der Kunsthistoriker Klaus Saeger vier neue Kirchenführer herausgebracht. Sie widmen sich den katholischen Pfarreien Wülfraths, die 2011 zur Großgemeinde zusammengelegt wurden.
Saeger studierte Germanistik, Schulmusik und Kunstgeschichte. „Schon damals hat mich besonders sakrale Kunst interessiert“, sagt der 65-Jährige, der Oberstudienrat am Gymnasium Velbert-Langenberg war und vor drei Jahren in Pension ging.
Anfang der 1980er-Jahre schrieb er seinen ersten Kirchenführer über St. Maximin in Düssel. „Ich hatte die Kirche besucht, fand aber keine Broschüre. Und weil es auch keine gab, habe ich dem Pfarrer gesagt: Ich könnte Ihnen da helfen.“
Mit der Neuauflage im Jahr 2011 über St. Maximin „kam der Stein ins Rollen“ und Kirchenführer für St. Joseph, St. Petrus Canisius und vor drei Wochen für St. Barbara hinzu — pünktlich zum 75-jährigen Jubiläum des Bauwerks. Es ist seine 14. Publikation in der Reihe „Kleine Kunstführer“ eines Regensburger Verlags.
Drei bis sechs Monate lang arbeitet Saeger an einem Heft; dabei tastet er sich vom Äußeren ins Innere vor: „Ich gehe erst einmal um die Kirche herum, erfasse ihren Standort in der Landschaft und ihre Wirkung. Dann gehe ich hinein und beschäftige mich mit dem Raumeindruck und dem Inventar.“ Spannend sei die historische Recherche: „Ich war zum Beispiel im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf und habe Urkunden aus dem 14. Jahrhundert begutachtet.“
Dennoch basieren seine Texte nicht nur auf wissenschaftlichen Quellen: „Für St. Barbara in Schlupkothen habe ich mit Menschen gesprochen, die die Kirche gebaut haben. Sie sind weit über 80 Jahre alt und frühere Mitarbeiter des Kalksteinbruchs.“ Sie erzählten, wie sie Sprengungen durchführten und Schienen legten, um das Baumaterial per Lore auf den Hügel zu ziehen.
Saeger erklärt auch, weshalb die Heilige Barbara als Schutzpatronin gewählt wurde und zitiert dafür ein Mundartgedicht zur Grundsteinlegung: „Steinarbeiter hant dat Fundament herutgeschoten, dröm sollen wir Barbara Patronin werden loten! Der Name passt hei wie nie: Schutzpatronin der Steinbrecher und Art’lerie!“
Die vier porträtierten Kirchen gehören zum katholischen Erzbistum, Saeger hingegen zu einer evangelischen Gemeinde in Velbert: „Ich praktiziere voll die Ökumene“, sagt der 65-Jährige und lacht. „Aber mein Schwerpunkt ist die Kunst: Katholische Kirchen sind in ihrer Ausstattung reichhaltiger und daher oft vielfältiger zu beschreiben. Man denke an Monstranzen, Osterkerzenleuchter, Kruzifixe und Kreuzwege. Evangelische Kirchen sind sparsamer eingerichtet.“ Sein persönlicher Favorit sei St. Maximin: „Sie ist ein Edelstein, die schönste und wertvollste Kirche auf Wülfrather Gebiet.“
Dort gründete Saeger vor zwei Jahren zudem das „Trio Maximin“: Mit Organistin Ute Merten und Sopranistin Birgit Scheurer gibt er als Cellist Konzerte in den Gotteshäusern der Stadt und dem Umland.