Kleine Härchen entfalten große Wirkung
Der Eichenprozessionsspinner hatte sich im Umfeld der Grundschule Birth breit gemacht. Ein Schädlingsbekämpfer musste anrücken.
Neviges. Sie sind winzig klein, zum Teil sogar beinahe unsichtbar, aber sie können mit ihrem Gift auf Eiweißbasis schwere allergische Reaktionen beim Menschen auslösen: die feinen Härchen des Eichenprozessionsspinners. „Sie setzen sich mit ihren Widerhaken in der Haut, im Augapfel oder den Bronchialgefäßen fest“, beschreibt Schädlingsbekämpfer Wolfgang Auler die unangenehmen Eigenschaften der Raupen. Er weiß, wovon er spricht, denn er hat so seine Erfahrungen mit den Insekten gemacht. Darum nähern sich der Velberter Firmenchef und seine drei ausgebildeten Mitarbeiter nur mit besonderer Ausrüstung den Nestern.
Wolfgang Auler, Schädlingsbekämpfer, über die Eichenprozessionsspinner
„Über einen Einmalanzug kommt der Schutzanzug, der unter Überdruck steht, damit nichts eindringen kann. Bei diesen Temperaturen ist es ein Traum, darunter zu arbeiten — nach zwei Stunden muss man aufhören und viel trinken.“
In diesen Wochen ist die Truppe praktisch von sechs Uhr morgens bis Mitternacht unterwegs, auch am Wochenende. „So schlimm war es noch nie.“ An der Grundschule Birth schlüpften gleich an 17 Bäumen aus den Eiern die Raupen, die vornehmlich nachts im Gänsemarsch, ähnlich einer Prozession — daher der Name —, auf Nahrungssuche gehen. Die Schulleitung wollte auf Nummer sicher gehen, und so gab es einen Tag „raupenfrei“ für die rund 400 Kinder. Auch an der Grundschule Sontumer Straße wurden entsprechende Nester entdeckt, aber es gibt kein schulfrei: „Es ist nur ein ganz kleiner Befall, der Baum wurde großräumig abgesperrt, ein anderer Teil des Schulhofes kann genutzt werden, Kinder und Eltern haben keine Sorge“, versicherte Schulleiterin Hanne Heuwinkel.
Ein Teil des Karrenbergparks ist ebenfalls gesperrt, dort wird Schädlingsjäger Wolfgang Auler morgen in aller Herrgottsfrühe tätig. „Bevor wir solch ein Nest absaugen, wird es mit Tapetenkleister fixiert, damit keine Härchen auffliegen. Die so verklebten Nester kommen in Beutel, die in Fässer gesammelt werden, die wiederum in der Müllverbrennung entsorgt werden.“ Bis Ende Juli herrscht bei den Fachleuten Hochkonjunktur. Bevorzugt werden Bereiche von Kindergärten, Schulen und generell Stellen mit hohem Publikumsverkehr von der Plage befreit.
Tobias Schiffer, Leiter des Geschäftsbereichs Grün und Friedhöfe bei den Technischen Betrieben Velbert
Wenn kein Hubsteiger benötigt wird, fallen Kosten von knapp 400 Euro an. „Die Materialkosten rund um die Filter sind sehr hoch“, so Auler.
Nach Einschätzung von Tobias Schiffer von den Technischen Betrieben Velbert konzentriert sich der Befall durch den Eichenprozessionsspinner auf Velbert-Mitte. „Bei Routinekontrollen ist in Neviges ein Nest aus dem vergangenen Jahr aufgefallen, das auch noch entfernt wird.“ Der Geschäftsbereichsleiter Grün und Friedhöfe hat eine plausible Erklärung, warum der Befall durch die Insekten in diesem Jahr besonders groß ist: „Wir hatten einen sehr warmen April und Mai, da konnten sich die Eier besonders gut entwickeln.“ Warum sich die Falter besonders gerne an Schulen, Friedhöfen und öffentlichen Grünanlagen vermehren, hat auch einen ganz einfachen Grund: „Sie werden von Lichtquellen angezogen.“