Neviges Klingeln verboten, Winken erlaubt

Neviges. · Beim Einwerfen der Segenstüten werden die Sternsinger oft schon erwartet.

Sternsinger Neviges

Foto: Reinhard Lüdeke

Es war schon ein wenig komisch für die Sternsinger, die am Samstag durch Neviges zogen: „Dass wir nicht singen dürfen, ist ganz schön blöd“, fasst es Naemi in deutliche Worte. Auch dass zum Aussendungsgottesdienst im Mariendom viel weniger Kinder kamen, hat der resoluten Achtjährigen nicht gefallen.

Jetzt zieht sie mit ihrer kleinen Schwester Amelia, Mutter Adriana Fricano und Großmutter Andrea Fricano durch die Straße Im Wiesengrund, wirft die vorbereiteten Segenstüten dort in Briefkästen, wo Besitzer um den Besuch gebeten hatten oder wo noch der Segen der Vorjahre hängt.

Kurz zuvor war ein Teil der Sternsinger vom Mariendom aufgebrochen, während Monika Schulz im Siepen die Gruppen im Zehn-Minuten-Takt mit Gewändern, Segenstüten und Instruktionen auf den Weg schickte.

Birgit Dywicki hatte ihre Sternsinger bereits am Donnerstag Corona-konform schichtweise ausgerüstet. Tina Möllney, dritte im ökumenischen Bunde der Organisatorinnen, hatte die Zahl der Segenstüten noch einmal auf fast 1500 aufgestockt, nachdem die Zahl der Anmeldungen in den letzten Tagen geradezu explodiert war.

Nicht selten werden die Sternsinger schon erwartet, winken ihnen die Bewohner durchs Fenster zu. So strahlt Naemis Gesicht nach kurzer Zeit trotz der auferlegten Kontaktsperre. Häufig wurde eine Tüte mit Süßem an der Haustür deponiert, wenn die Gruppen in Sichtweite kommen. Auch Astrid Wustrau bedenkt die Sternsinger mit Schokolade, hat sie vom Frühstückstisch aus schon erblickt. Nun fischt die Nevigeserin die Tüte mit Segensspruch und Infomaterial aus dem Kasten; seit 2001 hat sie keinen Besuch der Sternsinger verpasst: „Schade, dass das Singen dieses Jahr ausfällt. Die Kinder haben immer so viel Spaß daran. Im nächsten Jahr klappt es bestimmt wieder“, hofft Wustrau. Statt einem Beitrag für die Spendendose hat sie bereits eine Überweisung ans Kindermissionswerk getätigt.

Gegen Mittag haben die meisten Gruppen ihre Reviere besucht: „Wir hatten etwas Sorge, dass die Kinder die Lust verlieren, aber sie waren mit voller Begeisterung bei der Sache“, freuen sich Tina Möllney und ihre Mitstreiterinnen. Wie viele Spenden eingegangen seien, werde dieses Mal aber nicht vor Ende des Monats feststehen.