Last-Minute in die Ausbildung:Viele junge Leute suchen noch
200 Azubi-Stellen hatte die IHK bei ihrer Lehrstellen-Aktion im Gepäck. Der Andrang im Forum war groß.
Velbert. Im Foyer des Forums Niederberg lässt sich an diesem Vormittag schnell der Überblick verlieren. Überall wimmelt es von jungen Leute mit Rucksäcken, Schnellheftern und teils unsicherem Gesichtsausdruck. Sie alle suchen noch eine Ausbildungsstelle und hoffen auf Unterstützung von der Industrie- und Handelskammer (IHK), die bei ihrer Sommer-Lehrstellen-Aktion 200 frei Ausbildungsplätze unter das junge Volk zu bringen hatte. Mit von der Partie: Handwerkskammer Düsseldorf und Agentur für Arbeit.
Laurenz Lauterbach (19) sieht zufrieden aus. Er kam ins Forum, um sich zu orientieren. „Ich möchte auf jeden Fall etwas mit Menschen machen und bin an Elektrotechnik interessiert“, sagt der Schüler. Jetzt hat er ein ausgedrucktes Stellenangebot zum IT-Systemtechniker unterm Arm.
Offene Stellen gibt es noch genug, obwohl es generell im Kreis Mettmann mehr Bewerber als Ausbildungsplätze gibt. Nach Zahlen der Agentur für Arbeit kommen derzeit auf 3298 Bewerber nur 2206 Ausbildungsstellen. Und: Das Spannungsverhältnis nimmt weiter zu. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 2,2 Prozent weniger Ausbildungsstellen, allerdings bewarben sich 7,2 Prozent mehr potenzielle Azubis.
Kein Wunder, dass IHK-Ausbildungsberaterin Inge Kohnen zwischen den Gesprächen mit den Stellensuchern kaum eine freie Minute hat. Sie kann erklären, warum es trotz der angespannten Lage noch immer Last-Minute-Angebote gibt: „Es ist jetzt die Zeit, in der die Studienplätze vergeben wurden. Manche Azubis sind noch kurzfristig abgesprungen, um zu studieren.“ Auch andere betriebliche Entwicklungen führen dazu, dass sich manchmal noch spontan Lücken auftun.
Zudem ergibt sich nie eine hundertprozentige Deckung zwischen Angebot und Nachfrage, da nicht jeder Bewerber für jede Stelle geeignet ist und die Vorlieben der jungen Leute regelmäßig von den nachgefragten Berufen abweichen.
„Grundsätzlich haben wir viele Angebote. Doch die Qualifikation ist oft das Problem. Für Jugendliche mit schlechten Noten ist es schwieriger“, sagt Kohnen. Freie Stellen gebe es noch für Hotelfachkräfte, Köche und im kaufmännischen Bereich für Büromanagement oder in der Lagerlogistik.
Die meisten von Kohnens Gesprächspartnern kommen mit klaren Vorstellungen. Nicht immer führt das zum erhofften Ziel. „Wir versuchen, immer wieder Berufsalternativen aus den Leuten herauszukitzeln“, sagt die Beraterin.
Offen für alles ist Ingo Klein. Der 32-Jährige sticht aufgrund seines Alters aus der Masse hervor. „Ich bin in den Familienbetrieb hereingerutscht und möchte mich jetzt gerne komplett umorientieren“, sagt er. Durch seine bisherige Arbeit im KFZ-Bereich bringt er bereits Grundlagen im kaufmännischen Bereich und im Handwerk mit.
Am anderen Ende des Spektrums steht der 16-jährige Felix, der noch zur Gesamtschule geht und den ein Ausbildungspate bei der Suche unterstützt. Jürgen Klotz (65) begleitet ehrenamtlich Jugendliche mit schulischen Defiziten bei ihrem Start in die Berufswelt.
Bei Felix hat er ein gutes Gefühl: „Der Junge ist fit genug, sich jetzt zu bewerben.“ Einen seiner Schützlinge hat er bereits bis zur Ausbildungsstelle begleitet, einen anderen musste er fallenlassen. „Wer nicht will, der hat schon“, sagt Klotz. Er helfe nur denen, die sich auch helfen lassen wollen.