Lehrer sind in Bewegung
Im Rahmen einer Fortbildung lernen Pädagogen, wie sie ihre Schüler motivieren können, mehr Sport zu treiben.
Wülfrath. Der Ball rollt. Von Klaus zu Bärbel, von Bärbel zu Jürgen, dann kriegt Thomas ihn zugespielt. „Sonja, wo biste?“, wird gerufen, denn die eifrigen Fußballer sind in ständiger Bewegung durch die Sporthalle der Lindenschule und müssen sich per Zuruf verständigen.
Wuseliger könnte es auch bei Schülern nicht aussehen, die sonst durch die Turnhalle flitzen. Nur, dass es diesmal 14 Lehrerinnen und Lehrer sind, die den Umgang mit dem runden Sportgerät lernen.
An jedem ersten Mittwoch im Monat treffen sich Lehrer aus allen Städten des Kreises zur Bewegungswerkstatt in der Lindenschule. Die Bewegungswerkstatt ist eine mehrstündige Fortbildung für Lehrer aus Grundschulen, die von der Bezirksregierung finanziert wird.
Auf dem Stundenplan stand in diesem Jahr neben Fußball bereits die Leichtathletik. Unter anderem Yoga, Parcoursspielformen oder Tanz stehen in diesem Jahr noch an.
Verschiedene Lehrerkollegen oder Dozenten wie Manuel Schulitz vom Fußballverband Niederrhein unterrichten die „etwas andere“ Schulklasse. Ziel der Werkstatt ist es, Schüler im Sportunterricht zu mehr Bewegung zu bringen. Motivation, Anregungen und Austausch stehen ganz oben auf der Agenda der Teilnehmer. Vorkenntnisse im Ballsport sind nicht erforderlich — denn angesprochen sind vor allem fachfremd unterrichtende Grundschullehrer und Erzieher.
Thomas Schröder, Realschullehrer und Schulsport-Berater des Kreises, weiß: „Das größte Problem für Lehrer ist es, die Vereinsspieler und die weniger guten Schüler unter einen Hut zu bekommen.“ Dagegen gibt es zum Beispiel das Spiel „Changing Teams“, bei dem die Spieler jedes Mal in eine neue Mannschaft kommen. Dadurch kämpfen gute und weniger gute Kicker gemeinsam um Punkte, die jeder Spieler je nach Abschneiden seiner verschiedenen Teams bekommt.
Möglichst alle Kinder im Sportunterricht in Bewegung zu halten, ist auch das Ziel von Andrea Sträßer. Die Sportlehrerin arbeitet an der Parkschule und nimmt regelmäßig an der monatlichen Fortbildung teil. „Es ist sehr interessant und vor allem auch praxisnah“, lobt Sträßer das Konzept. Aktuelle Spielformen kennenzulernen oder alte Ideen aufzufrischen gehört dazu.
Der Bewegungsdrang fehle ihren Schülern nicht, sagt Andrea Sträßer: „Ich muss die Kinder nicht zusätzlich motivieren.“ Allerdings bemerke sie, dass häufig Bewegungserfahrungen fehlen, „weil die Kinder im Medienzeitalter nicht mehr so oft rausgehen wie früher“. Diese Erfahrungen nachzuholen liege daher immer mehr in der Hand der Sportlehrer.