Mit der Taschenlampe im Museum

Bei der besonderen Führung lernten die Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren Schlösser aller Art und auch Werkezeuge wie den Dietrich kennen.

Foto: Ulrich Bangert

Velbert. „Mensch, blende mich nicht!“ „Entschuldigung.“ Moderne LED-Taschenlampen sind ganz schön hell. Fast zwei Dutzend Kinder wuseln mit ihren Leuchten durch das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum. Sie fühlen sich ein bisschen wie Einbrecher auf nächtlichem Beutezug, doch zuvor müssen die Schlösser geknackt werden. Ausgerechnet „Getraude Schulz“ vom Wachdienst zeigt, wie sich die Schließanlagen öffnen lassen. Schon die alten Ägypter verriegelten ihre Holztüren. Im Schein der Taschenlampen führt Yvonne Gönster vor, wie das funktionierte. Im Laufe der Jahrtausende wurden die Mechanismen immer raffinierter, bis hin zum bekannten, modernen modern Zylinderschloss.

Yvonne Gönster, Museumspädagogin, bei der Taschenlampfenführung über eine massive Eisentür

Noch spannender ist dagegen die Tür aus einem alten Schloss — nicht schön, aber aus massiven Eisen. „Dahinter hatte der Schlossherr seinen ganzen Besitz gehortet“, verrät die Museumspädagogin, die mit einem lauten Quietschen die zentnerschwere Tür öffnete. „Wir haben nicht das Schmieröl vergessen, das soll so laut sein, ein beliebter Nebeneffekt, das war so eine Art Alarmanlage.“ Die Schlossmacher haben sich immer etwas einfallen lassen, um es den Langfingern so schwer wie möglich zu machen.

An den reich verzierten Trickschlössern mühen sich alle Kinder vergleich ab, bis ihnen Yvonne Gönster den Trick zum Öffnen verrät. Nachdem die hochmotivierten Schlossknacker eine Zellengewahrsamstür geöffnet und einen kleinen süßen Schatz zum Naschen entdeckt hatten, zieht sich die Museumsfrau extra Handschuhe an und holt echtes Einbrecherwerkzeug hervor. „Das sind Dietriche, damit kann man Schlösser ohne Schlüssel knacken“, sprudelt es bei einigen Kindern hervor. Dennoch staunen sie, wie sorgfältig die Langfinger ihre kriminellen Utensilien verpackt haben, als Yvonne Gönster ein Buch öffnet, das allerdings keine Seiten hat — es war nur die unverfängliche Verpackung.

Abschließend können die jungen Museumsbesucher ihre Gelenkigkeit unter Beweis stellen: Die kreuz und quer gespannten Fäden mit kleinen Glöckchen stehen für Laserstrahlen, mit denen Räume heutzutage vor Einbrechern geschützt werden. Da hindurch zu kommen, ist fast unmöglich, auch für sehr bewegliche Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren. „Ich fand das Schloss mit der Uhr besonders schön“, blickt am Ende der Tour Luisa (6) zurück. Ihr Vater Thomas Ehlert ist von der ungewöhnlichen Führung ebenfalls sehr angetan. „Ich war das letzte Mal als Grundschüler hier“, verrät der Tönisheider, „aber ich werde bald mal wiederkommen.“

Ähnlich geht es Daniela Ollegott, sie war ebenfalls das letzte Mal mit der Grundschule im Museum und fand den Besuch mit Sohn Tom (6) spannend. „Das Museum muss sich interessant machen, wenn nur einmal die Schulen hingehen, ist das zu wenig, davon kann so ein Haus nicht leben“, findet Siegfried Wiseke, der mit Enkel Niko (5) die ungewöhnliche Führung begleitete. „Lasse hatte in der Zeitung von der Führung gelesen und wollte jetzt unbedingt wissen, wie man Schlösser knackt.“ Mutter Anne George macht sich ernsthaft Sorgen um die Zukunft ihres Sohnes. Die Bedenken erweisen sich als unberechtigt. „Nein, ich werde kein Einbrecher, dann kommt man ja ins Kittchen“, sagt er.