Müllabfuhr kommt nicht mehr
Fahrzeuge steuern abgelegene Bereiche künftig nicht mehr an. Anwohner müssen ihren Abfall zu Sammelpunkten bringen.
Wülfrath. „Ganz ernst können die das nicht meinen, oder?“ Heinrich-Wilhelm Köhler schaut fragend in die Runde und sieht kollektive Bestätigung. Köhler und Nachbarn im Bereich Unterdüssel zählen zu den Haushalten, die ab Januar 2012 nicht mehr von Abfallsammelfahrzeugen angesteuert werden.
Sie sollen dann ihre Abfallbehältnisse zur nächstgelegenen Straße bringen. Das wäre die Görtzheide, Ecke Düsseler Straße — rund 600 Meter entfernt mit einer mächtigen Steigung. „Wer soll den großen Container da hochschieben? Das schafft niemand allein“, meint auch Marion Köhler.
Knapp 50 Haushalte hat Abfallberaterin Ulrike Eberle angeschrieben. In dem Brief erklärt sie die Grundlage für die Veränderungen: Der Rat hat eine neue Abfallsatzung beschlossen. In der ist festgelegt, dass Sammelfahrzeuge Straßen, die nicht oder nur erschwert zu befahren sind, nicht mehr ansteuern.
„Die Abfallbesitzer sind dann in der Pflicht, die Gefäße beispielsweise zu einer Sammelstelle zu bringen“, sagt Eberle. Gegenüber der WZ schildert sie, dass in einigen Bereichen der sogenannten „Bauern-Strecke“ Müllfahrzeuge schon mal von der Fahrbahn abgekommen sind. Für einzelne 30-Liter-Tonnen müssten manchmal fünf Kilometer Anfahrt in Kauf genommen werden. „Und das war nicht mehr einzusehen“, so Eberle.
So wurden bei der jüngsten europaweiten Ausschreibung der Abfallentsorgung Straßen wie Unterdüssel, Süd-Erbach oder auch Teile von Zwingenberger und Metzgeshauser Weg zum Beispiel aus dem Katalog gestrichen. „Hinsichtlich der Gleichbehandlung gegenüber der im Innenstadtbereich wohnenden Abfallbesitzer, die ihre Abfallgefäße an die öffentliche Straße bringen müssen, ist ein Vollservice, den Sie zurzeit erhalten, nicht gerechtfertigt“, hat Eberle den Betroffenen geschrieben.
Für einzelne Grundstücke, so Eberle, könnte die Änderung die Folge haben, dass Restmüll nicht mehr über Tonnen entsorgt werden kann, warnt Eberle. Ein Umstieg auf Säcke? Für Jennifer Schoenmakers kaum vorstellbar. „Ich bin bewusst auf die Tonne umgestiegen. Ich nehme da die Wahlfreiheit in Anspruch“, sagt sie. Restmüllsäcke, so Gerd Trappe, würden im Außenbereich keinen Sinn machen. „Da gehen Tiere dran. Das ist unhygienisch“, pflichten ihm Schoenmakers und Ulla Fricke bei. Darüber hinaus warnt Landwirt Köhler davor, „dass die gelben Säcke an der zentralen Sammelstelle an der Görtzheide herumfliegen“. Das sei schon heute der Fall“.
Eberle nimmt die Kritik ernst. „Ich habe schon eine Reihe an Einzelgesprächen geführt.“ Auch mit den Leuten aus Unterdüssel hat sie inzwischen erste Termine vor Ort vereinbart. „Es gibt immer Lösungen“, sagt sie. So könnte Papier gebündelt an den Straßenrand gelegt werden.
Auch wären abschließbare Tonnen an der Sammelstelle denkbar. Dann könne der Müll auf dem Weg zur Arbeit dort eingeworfen werden.