Neviges Nager fressen den Kühen das Gras weg
Neviges. · Die Bauern können dem milden Winter durchaus etwas abgewinnen. Allerdings gibt es eine Mäuseplage. Den Tieren ist der warme Sommer prächtig bekommen – und sie haben enormen Appetit.
„Wenn die Kreisverwaltung die Schneestangen an der Donnenberger setzt, dann kommt kein Winter“, scherzt Klaus Bürgener. Der Bauer vom Hof zu Windrath kann sich allerdings an harte Winter erinnern, da waren die Markierungen wichtig, damit der Schneepflug den Weg durch die Schneeverwehungen fand. „Es kam auch vor, dass ich mit dem Trecker dem Milchtankwagen den Weg frei machen musste.“ In diesem Jahr fiel der Winter aus, die ersten Osterglocken haben bereits Mitte Februar ihre gelben Blüten geöffnet.
„Für mich als Milchviehhalter hat der milde Winter durchweg Vorteile: Auf dem Melkstand ist es nicht so kalt, es frieren keine Wasserleitungen ein. Die Pflanzenbestände sind ohne Krankheiten durchgekommen, bei einer anderen Wetterlage wäre das anders.“
Im milden Winter
wächst das Gras weiter
Ungern erinnert sich der Landmann an den Winter 2012, da war es grimmig kalt, es lag aber kaum Schnee, die so genannten Kahlfröste schlugen zu. „Fünf Hektar Winterweizen waren verfroren und ich musste neuen Sommerweizen aussäen.“ Weil in diesem Jahr der Winter ausgeblieben ist, hat auf den Grünlandflächen das Wachstum vom Gras gar nicht aufgehört. „Dafür haben wir ein großes Mäuseproblem“, klagt Klaus Bürgener. „In den warmen Sommern konnten sich die Tiere bestens vermehren. Ein schneereicher Winter, wie vielfach angenommen wird, würde den Mäusebestand nicht verringern. Unter der Schneedecke wären sie vor Greifvögeln und Füchsen geschützt.“ So fressen die Feldmäuse munter die Grasstängel und die Wurzeln ab, die braunen Stellen sind deutlich zu sehen. Wirksame Gegenmaßnahmen gibt es nicht, Bürgener hat Sitzkruken aufgestellt, um Mäusebussarde anzulocken.
So schlimm wie in der niedersächsischen Wesermarsch, wo die Nager 50 000 Hektar Weideland kahl gefressen haben, ist es rund um die Windrather Kapelle nicht. „Ich werde trotzdem Grassamen nachsäen müssen.“
Aufmerksam verfolgen die Landwirte den langfristigen Wetterbericht. „Bis Ende des Monats soll es so ähnlich bleiben. Wenn jetzt noch ein Winter mit viel Schnee kommt, dann haben wir ein Problem, das Getreide erstickt förmlich und Schneeschimmel könnte sich ausbreiten.“ Ein paar knackig kalte Wintertage hätte Klaus Bürgener schon gebrauchen können, um mit dem Schlepper auf die hart gefrorenen Felder zu fahren, damit die Hecken beschnitten werden können. „Jetzt haben wir das zu Fuß gemacht, um Hartriegel, Heckrosen und Hasel zu stutzen. Ab dem 1. März können wir das wegen des Vogelschutzes nicht mehr machen.“ Der Familienbetrieb merkt den Klimawandel sehr: „Die beiden Dürresommer haben uns sehr geschadet. Wir mussten Futter zukaufen, wir füttern im Gegensatz zu früher viel Stroh für die Raufaserversorgung und Biertreber zu.“
Eine Milchkuh braucht
55 Kilo Futter am Tag
Rund 55 Kilo Futter braucht eine Milchkuh am Tag. Die klimatischen Veränderungen bleiben für den Betrieb nicht ohne folgen: „Wir werden mehr Grundfutter, wie Gras und Mais, anbauen müssen.“ Sorgen macht man sich auch um den Grundwasserspiegel, denn Rinder haben großen Durst. Der abgelegene Hof ist nicht ans kommunale Leitungsnetz angeschlossen, sondern auf den eignen, 80 Meter tiefen Brunnen angewiesen. Was wünscht sich der Bauer dieses Jahr? „Einen normalen Sommer mit regelmäßigen und gleichmäßigen Niederschlägen. Im vergangenen Jahr hatten wir die Situation, dass es hier trocken war, aber 500 Meter weiter kam so viel Regen runter, das dort Land unter war.“