Neviges: Der Minister am Steuer
Bürgerbus: Wie Verkehrsminister Oliver Wittke den neuen Wagen nach Tönisheide steuert – und warum das Sprechen mit dem Fahrer im Bürgerbus dazugehört.
Neviges. Viel Erfahrung als Busfahrer hat Oliver Wittke nicht vorzuweisen. "Vor ein paar Jahren habe ich den Personenbeförderungsschein gemacht", sagt der NRW-Verkehrsminister. Doch trotzdem ließen ihn die Mitglieder des Bürgerbus-Vereins Neviges/Tönisheide guten Gewissens ans Lenkrad. "Wenn ein Verkehrsminister am Steuer ist, kann ja auch nichts schiefgehen", sagte Landtagsabgeordneter Marc Ratajczak, der sich ebenfalls guten Gewissens von seinem CDU-Parteifreund kutschieren ließ.
Der Grund für den Besuch des Ministers: Der Verein hat einen neuen Bus bekommen, was das Land NRW mit 32000Euro bezuschusst hat. "Und dann haben wir den Minister zur Jungfernfahrt eingeladen", sagt Wolfgang Schneidewind vom Bürgerbus-Verein, "ich wusste, dass er die Genehmigung zum Fahren dieser Neun-Sitzer hat."
Vor sieben Jahren ist der Bürgerbus-Verein, der sich mit Mitgliedsbeiträgen, Ticket-Einnahmen und Zuschüssen finanziert, an den Start gegangen. "Wir fahren Gebiete an, die vom normalen Nahverkehr nicht abgedeckt werden", erklärt Schneidewind das Konzept. 1000Passagiere im Monat lassen sich mittlerweile von den Ehrenamtlern fahren. Und das sei nicht nur die Abdeckung von Mängeln im öffentlichen Nahverkehr, sondern habe auch eine soziale Funktionen: "Nachbarn, die noch nie miteinander gesprochen haben, kommen im Bus plötzlich miteinander ins Gespräch", so Schneidewind.
Das hebt auch der Verkehrsminister hervor: Es gebe eben anders als bei normalen Bussen nicht das Schild "Während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen" - "und das ist genau richtig." Außerdem sei es vorbildlich, dass sich Bürger selbst helfen und in Eigenregie ganze Buslinien organisieren. 78 Bürgerbus-Vereine gibt es zurzeit in NRW - "unser Ziel ist, dass es bald 100 gibt", so Wittke. Deshalb werde jedes neue Fahrzeug mit Zuschüssen des Landes bedacht
Dass die Vereine damit Aufgaben übernehmen, die eigentlich die öffentlichen Betriebe erledigen sollten, findet er nicht: "Es gibt eben ländliche Gebiete, die von regulären Linien nicht erschlossen werden können."
LINIEN Start und Ziel: Dom-Parkplatz. Linie 1: Wimmersberg, Tönisheide. Linie 2: Hügelstraße, Theodor-Heuss-Straße. Linie 3: Altenheim, Im Holz. Linie 4: Pastoratsberg.
BUS Ab sofort ist der neue Bus im Einsatz, am Donnerstag - dem Nevigeser Markttag - wird der alte Bus dann von 10 bis 14 Uhr zusätzliche Runden drehen. Eine Fahrt kostet 1,50 Euro.