Wülfrath: Museumsreifer Protest

Vor 20 Jahren kämpfte der Bürgerverein Flandersbach gegen eine geplante Deponie. Eine Dokumentation über die Aktionen und eine Spende über 500,83 Euro wurden gestern dem Trägerverein übergeben.

<strong>Wülfrath. Dieser Ordner ist längst ein Stück Geschichte: Briefe, Anfragen, Zeitungsartikel, Gesprächsnotizen, Protokolle, Fotos und Kartierungen legen Zeugnis darüber ab, welche Diskussion einige Monate lang Flandersbach in Atem hielt: Auf einem Feld vor den Toren des Dorfes sollte eine Mülldeponie entstehen. 20 Jahre ist das jetzt her. Und seit gestern ist der Ordner museumsreif. Mitglieder des Bürgervereins übergaben ihn der Vorsitzenden des Trägervereins Niederbergisches Museum, Rosel Lutz-Brenger. Und nicht nur das. Die Kasse des Vereins darf sich über eine Spende in Höhe von 500,83Euro freuen.

"Wir haben es gepackt, haben es gebuckelt, aber wir haben auch immer noch unsere Not."

Rosel Lutz-Brenger zum geglückten Erhalt des Museums und der Notwendigkeit weiterer Anstrengungen.

In der Tat war Flandersbach als möglicher Standort - trotz der ortsüblichen Dolinen und einer eher dünen Lehmschicht - für eine Deponie der Kategorie3 ausgeguckt worden. Hausmüll, Gießerei-Sande und Krankenhaus-Abfälle sollten dort gelagert werden - auf einer Deponie mit den Maßen von 700 Meter Länge, 400 Meter Breite und 40 Meter Höhe. Und das kaum 80 Meter von der Wohnbebauung entfernt.

Im Bürgerverein gründete sich eine Arbeitsgruppe, die die Pläne prüfen und torpedieren sollte. Zur Sicherheit wurde ein Konto eingerichtet, auf dem Gelder für einen möglichen Prozess - zu dem es nie kam - gesammelt werden sollte. Am 4. August 1988 gab es die letzte Einzahlung. Zu diesem Zeitpunkt war der Deponie-Standort Flandersbach bereits "gegenstandslos". Das hatte Landrat Willi Müser im Juli ’88 schriftlich mitgeteilt.

Bis dahin hatten die Flandersbacher lautstark und mit guten Argumenten im Rücken ihre Positionen kund getan - mit Bannern über der Straße ("Flandersbach muss Erholungsgebiet bleiben - Keine Deponie") und Demonstrationen zum Beispiel vor dm Kreishaus.

Nein, als Revoluzzer habe man sich damals nicht gefühlt. "Wir wollten einfach nur weiter schön ländlich leben, ohne Müllgestank", so Ulrike Knof gestern. Und wenn sie heute an der für die Deponie vorgesehenen Wiese vorbei komme, freue sie sich über grasende Rehe, "oder auch mal einen Fuchs, der durch das Terrassenfenster schaut."

Dass der Trägerverein des Museums die gesammelten Spendengelder - 383,83 Euro plus eine Bürgervereinsspende - erhalten hat, ist für Zischke eine logische Konsequenz. "Das Museum hält die Wülfrather Geschichte in Erinnerung - und das können wir so ein bisschen unterstützen."

Adresse Das Niederbergische Museum residiert an der Bergstraße22, Tel.7826690.

Geöffnet Der Trägerverein hat die Einrichtung von der Stadt übernommen und im November 2006 wiedereröffnet. An drei Tagen kann die Ausstellung besichtigt werden: mittwochs, samstags und sonntags jeweils von 14.30 bis 17Uhr.

Trägerverein Der neue Verein hat aktuell 382 Mitglieder.