Velbert-Neviges Ein Paradies für Schnäppchenjäger und leidenschaftliche Spieler
Neviges · e Trödelmeile hatte wegen der Coronaauflagen weniger Stände als sonst.
„Was möchten Sie dafür haben?“, fragt die Kundin. „Das kostet 1,50 Euro“, entgegnet Erika Waldhoff. „Wie wäre es mit einem Euro?“, feilscht ihr Gegenüber. „Okay“, zeigt sich die Verkäuferin einverstanden und verpackt das kleine Stövchen. Die Velberterin ist ein alter Hase in Sachen Trödelmärkte, von denen sie zahlreiche beschickt. Nun möchte sie damit langsam aufhören: „Ich gehe auf die 80 zu“, lächelt sie, ihre Augen funkeln unter den leicht gefärbten Gläsern der überdimensionalen Brille. Sie ist damit ein Hingucker, ebenso ihre Tochter mit Brautschleier und der Nachbar mit einem Zylinder auf dem Kopf. „Wir haben immer solche verrückten Accessoires, das gehört dazu. Es bringt Spaß, man wird angesprochen und verkauft dabei.“ Dazu hat die Flohmarkthändlerin einen Tipp: „Je ordentlicher die Ware ist, desto besser geht sie weg.“
Über mangelnde Nachfrage konnten sich die Teilnehmer der Nevigeser Trödelmeile nicht beklagen, so wie Renate Fischer aus Wuppertal: „Die Kunden sind nett“, stellt sie fest, während sie einer Dame hilft, die passende Hose in ihren Sortiment zu finden. „Jede Hose ein Euro, da kann man nichts falsch machen, da kriegt man sonst nicht einmal einen Knopf für“, findet die Besucherin.
Unweit der Sparkasse tut sich ein Paradies für Liebhaber von Gesellschaftsspielen auf. „Ich bin leidenschaftlicher Spieler und Sammler von Brettspielen. Was ich nicht gebrauchen kann, verkaufe ich“, verrät der Wuppertaler, der seinen Namen aber nicht preisgeben möchte. Alle Schachteln sind fein säuberlich mit Folie verpackt, sie sehen aus, als kämen sie gerade aus dem Geschäft. „So bleiben alle Teile vollständig“, versichert der Spieler, der einen großen Vorteil der althergebrachten Brettspiele herausstellt: „Online-Spieler sind einsam – Brettspieler nie. Wenn der Bildschirm aus ist, ist man allein, ist ein Gesellschaftsspiel zu Ende, kann man zum Beispiel noch einen Kaffee trinken.“
Eine Fundgrube für Lego-Experten hält Oliver Scheffler bereit: Neben zahlreichen Kunststoff-Steckbausteinen hat der Heiligenhauser zahlreiche Figürchen eingetütet, für die er meistens ein bis drei Euro verlangt. „Diese vier kosten allerdings zusammen 100 Euro, es handelt sich um eine Lego Ninjago-Sonderedition von 2017 für einen Spielwarenhändler.“
Ein bunt gefischtes Angebot an Kleidung und Alltagsgegenständen hält Evelyn Mönnick bereit. Mit dem Erlös unterstützt sie Tierschutzprojekte wie „Inga und Rosa“, wo eine Deutsche und eine Griechin im Griechenland ein Tierheim mit 250 Hunden betreiben. Nebenan verkauft Ingrid Klimetzek abgelegte Sachen zugunsten der Velberter Ortsgruppe von „terres des hommes“. „Wir sind immer auf der Trödelmeile, durch Corona konnten wir weniger einnehmen“, bedauert die Unterstützerin des Kinderhilfswerkes.
Zwischen Bernsaustraße und Sparkasse war ein zufriedener Helmut Wulfhorst unterwegs, der zwar keine Lucky-Luke-Hefte fand, aber sich freute, dass wieder Leben in der Stadt war. „Auch meine Gastronomen können davon profitieren, ich habe dafür gesorgt, dass die Trödelstände deren Außenbereiche nicht einengt“, so der zweite Vorsitzender der Werbegemeinschaft Neviges. „Wegen der Coronaregelungen sind es ein Drittel weniger Stände als sonst. Die Leute achten darauf, dass sie die Masken aufbehalten.“
Nicht beachtet wurden von zwei Autofahrern die Hinweise auf die gesperrten Parkplätze wegen des Trödelmarktes. Die Falschparker wurden am Morgen abgeschleppt. „Zu dem Bußgeld und den ganzen Gebühren gibt es von uns noch eine Rechnung über entgangene Standgelder – das werden die nie wieder machen“, so der Organisator. Er verweist darauf, dass dieses rigorose Vorgehen rechtssicher sei.