Neviges: Spritzenhaus mit Steigerturm

1903 bezog die Nevigeser Feuerwehr ihre erste Wache an der Wilhelmstraße. Heute nutzt das DRK die Räume. Was aus dem Gebäude wird, ist ungewiss.

Neviges. An der Fassade prangt noch der Leitspruch der Feuerwehr "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr": Fast zwölf Jahre sind vergangen, seit die Nevigeser Brandschützer aus ihrem Gerätehaus neben dem David-Peters-Haus ins neue Domizil an der Siebeneicker Straße umgezogen sind.

In der denkmalgeschützten alten Feuerwache an der Straße Im Koven stehen aber noch heute Fahrzeuge mit Blaulicht, denn seither wird der Bau vom Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes als Garage und Materiallager genutzt.

1863 als Unterabteilung des Nevigeser Turnvereins gegründet, ist die Nevigeser Wehr die älteste im Kreis Mettmann. Erst zehn Jahre später stellte die Gemeinde ein Gerätehaus zur Verfügung - ein kleiner, verfallener Schuppen, zugleich "Gefangenen- und Leichenhaus", wie in alten Akten vermerkt ist.

Es dauerte wiederum bis zum 26.September 1902, bis dass der Gemeinderat "den Neubau eines Spritzenhauses mit Steigerturm und Wohnung für einen Polizeisergeanten (...) auf dem Grundstück der evangelischen Schule" beschloss.

Im Steigerturm wurden die Schläuche zum Trocknen aufgehängt. Außerdem übten die als sogenannte Steiger eingesetzten Feuerwehrmänner daran den Einsatz über Leitern - Drehleitern gab es noch nicht.

Im Jahr darauf, 40 Jahre nach ihrer Gründung, konnte die Nevigeser Wehr endlich eine richtige Feuerwache beziehen. Sie sollte 96 Jahre lang Heimat der Brandschützer bleiben. Viel hat sich in dieser Zeit an dem Gebäude nicht verändert.

Lediglich 1937 wurde eine Fahrzeughalle zwischen Schule und Gerätehaus errichtet. Irgendwann wurde auch die Wand zur Schule durchbrochen, so dass die Brandschützer dort im Keller einen kleinen Aufenthaltsraum bekamen.

Eckhard Daldrup, Chef der Nevigeser Löschzüge, ist der Wehr 1973 beigetreten und hat noch über ein Vierteljahrhundert seiner Dienstzeit in der alten Wache absolviert. Die war schon damals viel zu klein: "Es war eine echte Kunst, zwei Löschfahrzeuge nebeneinander in die Halle zu zirkeln", erinnert sich der Nevigeser.

Die baulichen Verhältnisse koppelten die Wehr des Ortes praktisch von der Fahrzeugentwicklung ab, denn die modernen Löschgruppenfahrzeuge, die die Velberter Feuerwehr Ende der 1980er-Jahre Zug um Zug gegen die teils 30 Jahre alten Vorgänger austauschte, passten allein von der Höhe nicht durch das Tor.

An die Unterbringung von Drehleiter oder Schlauchwagen war erst gar nicht zu denken: Sie standen in einer ehemaligen Garage der Stadtwerke an der Bernsaustraße und mussten im Einsatzfall erst zeitraubend geholt werden.

Vieles erinnert aber noch heute an alte Feuerwehrzeiten: Die ehemalige Gerätewerkstatt wird als solche nun vom DRK genutzt, und an der Wand einer der Garagen zur Straße Im Koven hin hängen jahrzehntealte Feuerwehrsymbole, die einen weiteren Spruch einrahmen: "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut".

Die ehemalige Fernmeldezentrale der Wache ist heute Lagerraum des DRK. Ein dickes Kabel mit Dutzenden von Adern an der Wand zeugt noch von der einstigen Nutzung, die mit der Aufschaltung auf die Velberter Hauptwache einige Zeit nach dem Zusammenschluss mit der Schlossstadt und Langenberg im Zuge der Kommunalreform ein Ende fand.

"Natürlich erinnert man sich gern auch an die vielen schönen Stunden, die man mit dieser Wache verbindet", sagt Daldrup, den Anforderungen der Feuerwehr habe das Gebäude aber schon lange nicht mehr entsprochen.

Die Zukunft der alten Wache ist zurzeit ungewiss. Bekanntlich soll das ganze Areal zwischen Stadtgarten und im Koven neu bebaut werden, doch hier scheint sich zur Zeit nicht viel zu bewegen. Bevor die Bagger anrücken, ist jedenfalls die Denkmalschutzbehörde zu beteiligen - und das entsprechende Gesetz sieht zuvorderst den Erhalt von Denkmälern vor.