Neviges Nevigeser Franziskaner-Kloster vor dem Aus

Neviges · Das Provinzkapitel des katholischen Ordens denkt an eine zeitnahe Auflösung des Standortes in Neviges.

Ein Bild, dass es vielleicht so nicht mehr geben wird: Im April 2010 legten zwei Franziskaner-Brüder im Mariendom ihr Gelübde ab.

Foto: Ulrich Bangert

Gerüchte gab es schon länger, jetzt ist es gewiss: Das Franziskaner-Kloster wird geschlossen. Auf dem ersten Teil ihres Provinzkapitels vom 18. bis 21. März im bayerischen Vierzehnheiligen traf die deutsche Franziskaner-Provinz nach einem zweijährigen Zukunftsprozess entscheidende Weichenstellungen für ihr künftiges Leben und Arbeiten. Zwölf Standorte sollen längerfristig erhalten werden und den Schwerpunkt künftiger Arbeit bilden. Um an diesen Orten, darunter Düsseldorf und Dortmund, längerfristig gut präsent bleiben zu können, ist dringend eine Reduzierung der bisher noch 32 Standorte nötig, wie es in einer Pressemitteilung der Franzsikaner-Provinz in München heißt. „Darum ist zeitnah an eine Auflösung der Häuser auf dem Engelberg, in Garmisch-Partenkirchen, Halberstadt, Köln, Neviges, Waren und Wiedenbrück gedacht. Das Provinzkapitel hat der Provinzleitung die Gewichtung der Niederlassungen als Roadmap für die anstehenden Entscheidungen vorgegeben, selbst aber keine Entscheidungen über die Auflösung von Häusern gefällt. Dies ist nun Aufgabe der Provinzleitung, die dazu in jedem einzelnen Fall im Vorfeld die nötigen Gespräche führen und Klärungen herbeiführen wird. Der zweite Teil des Provinzkapitels wird in der Pfingstwoche stattfinden.“

Pfarrbüro und die Franziskaner vor Ort dürfen keine Stellung nehmen, aber das angekündigte Ende des Klosters schmerzt die Katholiken sehr. „Mit tut das in der Seele weh“, bekennt ein engagiertes Mitglied der Pfarrgemeinde. „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass Neviges geschlossen wird. Aber nachdem bereits das Kloster in Werl zugemacht wurde, war mir klar das jetzt nichts mehr heilig ist. Neviges hat die Säkularisation, den preußischen Kulturkampf unter Bismarck und das Dritte Reich überlebt.“

Provinzialminister Cornelius Bohl wird nächste Woche erwartet

Informierte Kreise gehen nicht davon aus, dass die Schließung sehr schnell erfolgt: „Das Wallfahrtsprogramm mit seinen Terminen bis November muss wahrgenommen werden.“ Der stellvertretende Bürgermeister Emil Weise und Vorstandsmitglied des Fördervereins Nevigeser Wallfahrtstätten schätzt die Präsens der Franziskaner seit seiner Kindheit und würde deren Weggang sehr bedauern. Er weiß, dass in der nächsten Woche der Provinzialminister Cornelius Bohl nach Neviges kommt und hegt noch eine kleine Hoffnung: „Vielleicht gibt es doch noch eine Lösung.“

Die Franziskaner mit ihren braunen Kutten gehören seit 343 Jahren zum Nevigeser Straßenbild. Sie kamen im Zuge der Gegenreformation in die Herrschaft Hardenberg, deren Bewohner Ende des 16. Jahrhunderts zum reformierten Glauben übergetreten waren. Die spätere katholische Herrin von Hardenberg, Freifrau Anna von Bernsau, geborene von Asbeck, ließ im Jahr 1670 wieder eine kleine katholische Kirche bauen, rief die Franziskaner zur Missionierung nach Neviges und schenkte ihnen bei ihrer Ankunft 1676 neben der Kirche ein Grundstück für ein Kloster, für das am 20. Juli 1681 der Grundstein gelegt wurde. Im gleichen Jahr wurde aus dem Franziskaner-Kloster in Dorsten ein kleiner Kupferstich der Unbefleckten Empfängnis nach einer Marien-Erscheinung zur Verehrung nach Neviges gebracht. Der schwer kranke Fürstbischof von Paderborn und Münster, Ferdinand von Fürstenberg, kam nach Neviges und wurde gesund. Aufgrund eines Gelübdes absolvierte er am 25. Oktober 1681 eine Wallfahrt und ließ als „Dank an die gütige Gottesmutter“ den Klosterbau vollenden. Seit dieser Aufsehen erregenden ersten Wallfahrt pilgerten zahlreiche Gläubige zum Gnadenbildes der Immaculata nach Neviges, die Anzahl der Katholiken stieg an. Es entstand wieder eine Pfarrgemeinde.

Erzbischöfliches Generalvikariat sieht keinen Handlungsbedarf

Die Franziskaner betreuten nicht nur die Wallfahrer, ihnen wurde die Pfarrseelsorge übertragen und 1697 durch den Kölner Nuntius „auf ewig verbrieft“. Das Erzbischöflichen Generalvikariat sieht zurzeit keinen Handlungsbedarf: „Es ist keine Entscheidung über eine Schließung bekannt und die zuständige Fachabteilung wurde bisher auch nicht von Seiten der Franziskaner kontaktiert“, so die Antwort auf eine entsprechende Nachfrage.