Nevigeser spielen bayerisch
Die Theatergruppe der Kolpingsfamilie probt ihr neues Stück „So ein Irrsinn“ — und steht dabei vor besonderen Herausforderungen.
Neviges. Nur noch vier Wochen bis zur Premiere im November: „So ein Irrsinn“ heißt die Komödie von Jürgen Sprenzinger, die die Laienspielgruppe der Kolpingsfamilie Hardenberg-Neviges zurzeit einstudiert.
Zwar hat das Ensemble, das seit 1979 fast jedes Jahr eine Inszenierung auf die Bühne in der „Glocke“ gebracht hat, reichlich Schauspielerfahrung, doch dieses Mal betritt es Neuland: Inhalt des turbulenten und witzigen Lustspiels in drei Akten ist eine ländliche Komödie, die der namhafte Regisseur Toni (alias Rolf Scholten) im örtlichen Schauspielhaus aufführen möchte. „Theater spielen im Theater — das ist eine echte Herausforderung“, sagt Günter Erner, der in diesem Jahr in die Rolle des Pfarrers schlüpft.
Die Geschichte: Regisseur Toni, der auf großen Bühnen bereits Klassiker wie Hamlet inszeniert hat, steht vor der größten Herausforderung seines Lebens. Er möchte mit dem Bauernstück „Der Sautreiber“ perfekte Unterhaltung abliefern. Schlimm genug, dass die Protagonisten — unter anderem Klaus Häger in der Rolle des Bauern, Brigitte Wedler als Bäuerin — weder schauspielerisches Talent besitzen noch Lust haben, das Stück auf die Theaterbretter zu bringen.
Für zusätzlichen Stress sorgen Zenzi (Andrea Pannen) und Loisl (Detlev Schad), die auch im Privatleben ein Paar sind und ihren Rosenkrieg nun auf der Bühne austragen. So müssen Szenen ständig unterbrochen und mehrmals wiederholt werden, und langsam aber sicher treiben die Schauspieler ihren Regisseur Toni in den Irrsinn . . .
In der Probenpraxis der Nevigeser ist es Regisseur Jürgen Wertmann, der das Ensemble immer wieder unterbricht, Anweisungen gibt und Szenen wiederholen lässt. Denn Zuschauer muss bei der Aufführung deutlich erkennen, wann die Bauernkomödie und wann die Rahmenhandlung gespielt wird.
Tonis Inszenierung spielt in Bayern, und seine „Schauspieler“ sprechen ihre Rolle im schönsten Dialekt. Wichtig ist allerdings, dass der Wechsel vom Dialekt ins Hochdeutsche perfekt passt: „Wenn Ihr einen Satz in Hochdeutsch sprecht, dann bitte ganz in Hochdeutsch!
Nicht ins Bayrische zurückfallen!“, mahnt Wertmann — die chaotische Premiere des „Sautreibers“ am Ende der Aufführung soll schließlich ein perfektes Chaos werden. Immerhin beherrscht die Truppe den „O-Ton Süd“ inzwischen fast perfekt — was für jemanden, der nördlich des Weißwurstäquators geboren wurde, wahrlich keine Selbstverständlichkeit ist.
Am Rande der Szene beobachtet Miriam van der Wal die Probe und wartet auf ihren Einsatz. Die 23-jährige Remscheiderin ist erst vor kurzem zum Ensemble gestoßen: „Ich werde gerade aufgebrezelt“, erläutert sie lachend, während ihr Maskenbildnerin Lisa Schöler mit einem Lockenstab die Haare stylt.
In Tonis Bauernkomödie ist van der Wal Mary, die Nichte des Bauern, die gerade aus Amerika zu Besuch ist. Die Lehramtsstudentin hatte in den vergangenen Jahren die Aufführungen der Kolpingsfamilie besucht, und weil sie schon in der Schule Spaß am Theaterspiel hatte, schloss sie sich dem Nevigeser Ensemble an. Vor der ersten Probe war sie etwas aufgeregt, das hat sich inzwischen gelegt: „Das große Lampenfieber kommt vor der Aufführung!“