Passanten sind mit Innenstadt zufriedener als die Händler
Der überwiegende Teil der Passanten in der Innenstadt kauft gerne in Wülfrath ein und bewertet den Standort positiver als noch vor fünf Jahren. Kritischer sind da die Einzelhändler selbst, die vor allem die Leerstände stören.
Das sind Erkenntnisse aus der großen Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK), die im April und Mai in der Fußgängerzone und in den Geschäften durchgeführt wurde. 300 Passanten und 60 Geschäftsinhaber — das ist eine Beteiligungsquote von 70 Prozent — sagten ihre Meinung.
Dieses Mal gaben die Kunden dem Einkaufsstandort im Schnitt eine Note 2,4, während 2010 noch eine 2,7 unterm Strich stand. „Diese Bewertung ist für Städte der Größenordnung Wülfraths gut“, sagt Ulrich Hardt, Leiter der IHK-Zweigstelle Velbert. Was sich noch geändert hat: Die Leute kommen seltener, bleiben dafür aber länger und lassen auch mehr Geld in der Innenstadt. Der übliche Einkaufsbetrag ist von knapp 29 Euro auf gut 35 Euro gestiegen. Bürgermeisterin Claudia Panke liest aus den Zahlen eine erfolgreiche Innenstadtentwicklung heraus: „Die Neugestaltung der Fußgängerzone und ein größeres Warenangebot des Anger-Marktes werden von den Bürgern sehr gut angenommen.“
Fast die Hälfte der Befragten würde länger in Wülfrath bleiben, wenn es mehr Geschäfte gäbe. Die Kunden wünschen sich etwa junge Mode wie von H&M oder C&A sowie Baumarkt- und Elektronik-Ware. Wünsche, die wohl an der Wirklichkeit scheitern würden. Karsten Niemann, Leiter der Wirtschaftsförderung, sagt: „Ein großer Elektronikanbieter zum Beispiel würde ja gar nicht passen.“
Während die Passanten sehen, dass sich in der Innenstadt viele Dinge in den vergangenen fünf Jahren verbessert haben — von der Vielfalt des Angebots bis hin zur Sauberkeit — glauben sie, ähnlich wie die Geschäftsleute auch, dass sich die Leerstandssituation tendenziell verschärft habe. Anne Kraft vom Citymanagement Wülfrath beteuert: „Quantitativ hat sich das gar nicht verändert, wir haben keinen strukturellen Leerstand.“ Derzeit gebe es fünf unbesetzte Ladenlokale.
Die Händler sehen die Lage laut IHK—Umfrage insgesamt schlechter. Egal ob bei Leerständen, Parkplatzangebot, Vielfalt oder Öffnungszeiten, die Situation habe sich eher verschlechtert als verbessert. In Noten geben sie dem Standort jedoch weiterhin wie vor fünf Jahren im Schnitt eine 2,7. Aber: Kein einziger Händler verteilte noch ein „sehr gut“.
Kurios: Gleichzeitig geben 38 Prozent der Inhaber an, dass sich ihre Geschäftslage in den zurückliegenden fünf Jahren verbessert habe. Was sich ändern müsste? 38 Prozent der Befragten antworteten darauf: „Die Kommunikation unter den Einzelhändlern.“ Da hebt Hardt von der IHK die Augenbrauen: „Das ist schon eine sehr selbstkritische Bewertung.“ Knapp jeder Dritte will die Anger-Markt-Effekte besser nutzen, jeder Fünfte wünscht sich einheitliche Öffnungszeiten.
Es fällt auf: Das sind alles Hausaufgaben, die sich die Händler selbst stellen. Die Situation beim Einzelhandelsverband Wülfrath Pro ist symptomatisch. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung fand sich kein vollständiger Vorstand zusammen. Und aus den Reihen der klassischen Einzelhändler ließ sich kein Kandidat mehr aufstellen.