Wülfrath Passbild ist nicht gleich Passbild

Wülfrath. · Wir benötigen sie immer mal wieder: Passbilder. Für den Antrag eines Reisepasses oder wenn der Personalausweis abgelaufen ist, machen wir uns über die kleinen Fotos Gedanken. Schnell ist der Weg zum nächsten Passbildautomaten aufgesucht.

Jessica van Bree bietet in ihrem Fotostudio an der Goethestraße auch Passbildfotografie an.

Foto: Tanja Bamme

Dieser behält jedoch so einige Tücken für seine Bediener bereit. „Besonders bei Kleinkindern oder älteren Menschen gestaltet sich die Bedienung schwierig“, sagt Jessica van Bree.

Seit Februar vergangenen Jahres betreibt sie an der Goethestraße ein kleines Fotostudio und kennt sich bestens mit den Vorgaben für Passbilder aus. Diese müssen biometrischen Normen entsprechen. „Das heißt, dass das Gesicht in einer bestimmten Achse fotografiert werden muss“, sagt die Fachfrau, die eine spezielle Schablone auf ihrem Computer zur Verfügung hat, um den Anforderungen gerecht zu werden. „Bei Kleinkindern ist es wichtig, dass sie generell in die Kamera gucken und nicht schlafen.“ Denn auch das hat Jessica van Bree bereits erlebt. „Eltern möchten Passbilder von ihren Kindern machen lassen, die dann schlafend ins Studio kommen. Dann muss ich sie leider aufwecken.“

Zeitaufwendiger ist die Fotografie beim echten Fotografen übrigens nicht. „Ganz im Gegenteil, in zehn Minuten habe ich die Fotos bearbeitet, gedruckt und ausgestanzt. Das geht alles ganz schnell.“ Aufwendiger wird es hingegen bei Bewerbungsfotos. Für diese nimmt sich die Fotografin aus Wülfrath deutlich mehr Zeit. „Ich möchte zunächst erfahren, für welchen Beruf sich meine Kunden bewerben, denn bei einem Bewerbungsbild darf man mittlerweile kreativ sein.“

Vorbei also die Zeiten der Bewerbungsfotos in Passbildformat und aussagelosem Auftreten. „Wenn es beispielsweise um eine Erzieherstelle geht, kann ich meine Kunden auch mal vor eine grüne Hecke stellen. Bei einem Geschäftsführerposten sollte die klassische Variante Kompetenz ausstrahlen“, sagt die Fotografin, die besonders diese Kreativität an ihren Beruf liebt.

Eigentlich ist Jessica van Bree nämlich primär bei Außenterminen tätig, fotografiert beispielsweise Hochzeiten und Taufen. Mit der Corona-Krise kam der Umbruch. „Und seitdem habe ich zu 80 Prozent Passbilder- und Bewerbungsfotoaufträge, die mich aktuell über Wasser halten.“ Die Räume im Stadtzentrum hat sie eigentlich angemietet, um ihre ganzen Fotoutensilien und Dekoprodukte unterzubringen. Mittlerweile hat Jessica van Bree ihr kleines Studio aber ins Herz geschlossen und eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen. „Denn das ist wichtig für die Kunden, sie müssen sich wohl fühlen. Auch, wenn es nur um Passbilder oder Bewerbungsfotos geht.“