Platz schaffen für neue Werke

Rosemarie Stoppelkamp und Liese Berthauer laden in ihr Atelier an der Klinik Aprath ein. Dort verkaufen sie zahlreiche Werke.

Foto: Achim Blazy

Wülfrath. Alles muss raus — dieses Schild könnte auch in dem Haus mit dem großen Schornstein an der Klinik Aprath prangen. Auf dem Gelände der ehemaligen Klinik leben Rosemarie Stoppelkamp und Liese Berthauer nun seit 32 Jahren. Das sind drei Jahrzehnte, in denen sich die beiden Frauen in ihren privaten Räumen eine Textil- und Kunstwerkstatt eingerichtet haben. Drei Jahrzehnte, in denen gemalt, gewerkelt und radiert wurde. Drei Jahrzehnte, in denen sich unzählige Kunstwerke angesammelt haben — von Radierung über Seidentuch bis hin zur Holzskulptur.

„Es ist Zeit, sich von vielen Sachen zu trennen. Wir müssen Platz schaffen“, erklärt Rosemarie Stoppelkamp. Für den 25. und 26. August lädt sie daher alle Interessierten in ihr Haus an der Klinik Aprath ein. Verkauft werden Seidentücher, Radierungen, Skulpturen aus Speckstein, Pappmaché und Holz sowie Acrylmalereien. „Und was ich nicht verkaufe, das kommt ins Badezimmer“, sagt Stoppelkamp.

Rosemarie Stoppelkamp ist 72 Jahre, war Fachberaterin für Kindereinrichtungen und als freiberufliche Supervisorin tätig. In der Kunst fand sie einen „sinnvollen Ausgleich“, auch wenn sich die Schwerpunkte in den vergangenen Jahren verschoben haben.

Rosemarie Stoppelkamp, Künstlerin

1975 nahm Stoppelkamp beim Werkkreis Grafik in der Arbeitswelt Wuppertal unter der Leitung von Enric Rabaseda teil. Ihre ersten Werke waren Holzschnitte und Radierungen an. Durch die Begegnung mit ihrer heutigen Lebenspartnerin Liese Berthauer entdeckte Stoppelkamp die Malerei auf Seide. „Für mich war es wichtig, mit Farben zu experimentieren. Das konnte ich später in den farbigen Radierungen umsetzen“, erklärt die Künstlerin.

Eine Sehschwäche, eine Makuladegeneration, macht Stoppelkamp die Beschäftigung mit Radierungen nahezu unmöglich. Daher hat sie ihre Ausrüstung bereits an den Bundesverband bildender Künstler verkauft. Stattdessen arbeitet die Seniorin mit Acryl oder Holz.

„Ich fand es toll, mit der Kettensäge arbeiten zu können“, erzählt sie begeistert. Dazu hat sie sich sogar extra vor ihrem Haus eine kleine Hütte bauen lassen. Früher wurden die entstandenen Werke regelmäßig verkauft. Dazu haben Rosemarie Stoppelkamp und Liese Berthauer zwölf Jahre lang jährlich zum Wintermarkt in die heimische Werkstatt eingeladen.

Doch irgendwann setzten die beiden Künstlerinnen die Veranstaltung aus — aus einem Jahr wurden schließlich zehn — eine Zeit, in der beide dennoch produktiv waren. „Liese hat irgendwann das Interesse am Wintermarkt verloren, selbst jetzt musste ich sie überreden und veranstalte das Ganze, wenn sie drei Wochen bei ihrer Familie in Amerika verbringt.“ Man müsse schließlich Platz für Neues schaffen.

Bis zur Ausstellung Ende August ist noch einiges zu tun. Jedes Objekt muss einen Platz finden und für den Betrachter richtig in Szene gesetzt werden. „Und die Seidentücher müssen alle noch gebügelt werden“, sagt Stoppelkamp schmunzelnd.