Wülfrath „Wir brauchen Platz für Jugendliche“

Von Tanja Bamme · Was sich die Jugendlichen in ihrer Stadt wünschen, haben sie deutlich beim Political Talk im Kinder- und Jugendhaus zum Ausdruck gebracht.

Der elfjährige Taha hat sich auf den Political Talk im Kinder- und Jugendhaus gefreut.

Foto: Tanja Bamme/Tanja bamme

. Gundula (17) besucht die 12. Klasse des Gymnasiums Wülfrath. In diesem Jahr darf sie erstmalig wählen. „Wen ich wählen werde, weiß ich aber noch nicht“, gibt die Schülerin wieder. Dieser Zustand könnte mit dem Political Talk im Kinder- und Jugendhaus jedoch ein Ende gefunden haben. In lockerer Atmosphäre konnten Jugendliche am vergangenen Freitag Politiker treffen, ihnen ihre ganz persönlichen Anliegen vortragen und ausreichend Fragen stellen.

Die Bürgermeisterkandidaten waren mit von der Partie

14 Politiker aus allen Wülfrather Parteien sind der Einladung zum Politik-Talk gefolgt, darunter auch die vier Bürgermeisterkandidaten Stephan Mrstik (Bündnis 90/Die Grünen), Andreas Seidler (CDU), Rainer Ritsche (unabhängig/unterstützt von SPD und WG) sowie der unabhängige Kandidat Benjamin Hann. Bevor der niederschwellige Austausch starten konnte, durchliefen Gäste und Besucher aber zunächst eine Dokumentationsschleuse. Mit Steckbriefen, Fotos und Namensschildern bestückt ging es auf das großflächige Außengelände der Einrichtung an der Schulstraße. In Kleingruppen aufgeteilt, fanden sich Jugendliche und Politiker in kleinen Sitzkreisen zusammen, um gemeinsam über Politik, aber auch über die Wünsche der Jugendlichen zu sprechen.

Der 15-Jährige Jan hat gemeinsam mit Klassenkameraden aus seinem Sozialwissenschaftskurs an der Veranstaltung teilgenommen. In der ersten Gesprächsrunde findet er sich gemeinsam mit seinem Freund im Gesprächskreis von Ilona Küchler (Die Linke) wieder. „Was wir in Wülfrath dringend benötigen, ist ein anständiges Internet“, so der Schüler, der auf Unterstützung seitens der Politik hofft. Gute Nachrichten konnte Ilona Küchler sofort übermitteln. „Wülfrath bekommt Gelder vom Bund, um das Breitbandnetz auszubauen. Somit sollen auch die weißen Flecken, Bereiche die nicht ausreichend mit schnellem Internet versorgt sind, in Zukunft verschwinden.“

In der Gesprächsrunde von Bürgermeisterkandidat Rainer Ritsche geht es um materiellere Wünsche. „Eine Shopping-Galerie wäre toll. Hier können wir nirgends einkaufen“, sind sich zwei Schülerinnen sicher. Dass große Filialisten lieber in Städte ab einer Einwohnerzahl von 40 000 Bürger gehen, musste Rainer Ritsche unumwunden zugeben. „Da ist Wülfrath zu klein. Hier halten sich eher inhabergeführte Geschäfte“, so seine Antwort. Diese könnten, würde es nach dem Politiker gehen, künftig auch auf dem Parkplatzgelände Am Diek angesiedelt werden. Die 14-Jährige Havin fährt zweimal in der Woche zu ihrem Basketballtraining nach Mettmann. „Es wäre toll, wenn wir künftig auch einen solchen Verein in Wülfrath hätten“, hofft die Schülerin.

15-Jähriger wünscht sich eine Skaterbahn in Wülfrath

Nur wenige Meter weiter fühlt der 15-Jährige Parsa den Vertretern der SPD auf den Zahn. „Die Grünen wollen mehr für die Natur machen“, konfrontiert er Manfred Hoffmann mit seiner Einschätzung. „Zur Politik gehört jedoch mehr, als nur Umweltschutz. Auch Natur- und Ressourcenschutz ist wichtig“, argumentiert dieser. Im Sitzkreis der WG schwärmt Samuel (15) von den Skaterbahnen aus Mettmann und Ratingen. „Sowas wäre auch in Wülfrath toll. Dann sollten sich aber die Jugendlichen mit einbringen können, sonst bekommen wir eine Bahn, die wir am Ende nicht nutzen.“ Ob hinter dem Erbacher Berg künftig eine solche Anlage entstehen könnte, stellte Moritz Zur (WG) in Aussicht. „Zumindest sind diesbezüglich bereits Anfragen gestellt worden. Und wir bleiben dran“, verspricht er.

Gleich mehrmals sprachen sich Jugendliche an dem Nachmittag für Aufenthaltsbereiche in Innenstadtnähe aus. „Das Thema wurde auch in unserer Runde angesprochen“, bestätigt Patrick Schneider (CDU), der gemeinsam mit der Wahlkreiskandidatin Franziska Sträßer an der Veranstaltung teilnahm. „Wir haben für dieses Anliegen bereits einen Arbeitskreis gegründet, sind uns aber zusätzlich sicher, dass wir die Meinungen der Jugendlichen mit einbeziehen müssen. Nur so finden wir heraus, was sie sich wünschen und benötigen.“

Dass die Veranstaltung durchaus als Erfolg verbucht werden kann, dessen ist sich Mario Manz, Lehrer an der Schule am Berg, abschließend sicher. „Diese Veranstaltung wirkt gegen Politikverdrossenheit und hilft den Jugendlichen – die durchaus politikinteressiert sind – sich wertgeschätzt zu fühlen.“ Sein Wunsch: Diese Veranstaltung künftig nicht erst zur nächsten Kommunalwahl in fünf Jahren wieder aufleben zu lassen.