Ratingen: Hightech hinter Gittern
Das Gefängnis im Ratinger Süden soll das modernste und sicherste in NRW werden. Anfang 2012 werden die Häftlinge verlegt.
Ratingen. Massivbau - hier stimmt die Bezeichnung: Beim Neubau des Großgefängnisses im Ratinger Süden fällt alles ein wenig stabiler aus.
Sieben Monate nach der Grundsteinlegung ist der Rohbau auf dem 125.000 Quadratmeter großen Gelände an der Oberhausener Straße fertiggestellt.
Dabei wurden rund 30.000 Kubikmeter Spezialbeton und 2400 Tonnen ultraharter Manganstahl verbaut. Jetzt erfolgt der Innenausbau des 180 Millionen-Euro-Projektes. Die Kosten trägt das Land.
Sicherheitsaspekte spielen dabei - kein Wunder bei diesem Bauprojekt - eine besondere Rolle. Umgeben wird das ganze Areal von einer knapp sechs Meter hohen Mauer, die jetzt schon vor allzu neugierigen Blicken schützen soll. Später wird dahinter noch ein Sicherheitszaun mit Kameras und Detektoren errichtet. Außerhalb der Mauer liegt das Pfortengebäude samt Schleuse für Busse und Lkw. Alles, was aufs Gefängnisgelände will, muss hier durch.
Der Eingangsbereich ist mit zentimeterdicken Panzerglasscheiben ausgestattet, "die auch einen Handgranatenangriff überstehen", wie Bauleiter Wolfgang Schlegel von der JVA Düsseldorf erklärte. Der ganze Eingangsbereich sei schuss- und explosionssicher angelegt. Besucher werden an zwei Kontrollstellen "bis aufs Hemd" untersucht, bevor sie durch einen unterirdischen Gang zum so genannten Kammergebäude mit den Besuchsräumen gelangen. Dort befinden sich übrigens auch die Büros von Eheberatungsstellen.
Dahinter liegt das H-förmige Hafthaus: zwei 70 Meter lange, mehrgeschossige Gebäudeflügel, in denen die insgesamt rund 850 Häftlinge untergebracht werden. Die 10,5 Quadratmeter großen Zellen mit eigener Toilette und Waschbecken werden vor allem den Insassen der Düsseldorfer "Ulmer Höh" als komfortabel erscheinen - dort sind eigene Sanitäreinrichtungen Fehlanzeige. Die Fenster sind doppelt vergittert - mit dicken Stahlstäben und einem feinen Gitter: Damit kein Unrat hinaus geworfen werden kann. Und wird das Fenster geöffnet, schaltet sich automatisch die Heizung ab.
An das Hafthaus schließt sich das "Begegnungszentrum" an: Darin sind ein Saal für 250Personen, eine Theaterbühne, Kapelle und ein multireligiöser Raum. Im östlichen Bereich liegen ein Kunstrasenplatz, eine Sporthalle, die Großküche und zwei insgesamt 5000 Quadratmeter große Werkstätten. Die Komplexe sind durch verglaste Gänge miteinander verbunden. Sie sind mit Detektoren ausgestattet, mit denen die Häftlinge kontrolliert werden. "Damit niemand etwas aus der Werkstatt mitnehmen kann", so Schlegel.
High-Tech gibt es auch in der Küche: Die rund 1000 Mahlzeiten, die täglich frisch zubereitet werden, werden mit speziellen Transportwagen über unterirdische Gänge und Aufzüge direkt auf die Etagen gebracht.
"Das Gefängnis ist die modernste und sicherste Anlage in ganz Nordrhein-Westfalen", betonte Markus Vieth, Niederlassungsleiter des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW. Sicherheit wird auch auf der Baustelle groß geschrieben: Jeder der rund 400 Arbeiter musste ein "erweitertes Führungszeugnis" vorlegen und wurde zudem zur Geheimhaltung verpflichtet. 2011 soll das Gefängnis übergeben, 2012 in Betrieb genommen werden.