Ratingen: Mehr Klasse als Masse

Gewerbeflächen: Die Nachfrage von Firmen steigt, die Stadt sucht nach neuen Flächen. Doch es gibt erste Kritik.

Ratingen. Die gute Nachricht vorweg: Ratingen boomt. Seit Jahren steigt die Zahl der Beschäftigten in der Stadt, ebenso wie die der Pendler. Im Vergleich schneidet Ratingen damit besser ab als Düsseldorf oder das restliche NRW. Folgerichtig steigt auch die Nachfrage nach Gewerbeflächen in Ratingen.

Und damit kommt die schlechte Nachricht: In Ratingen sind die Gewerbeflächen knapp. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die Gewerbeflächenanalyse, die die Stadtverwaltung beim Ingenieurbüro Jansen in Auftrag gegeben hat.

In der Analyse werden Gewerbeflächen in drei Standortkategorien A, B, und C unterteilt. Kategorie A sind dabei hochwertige Dienstleistungsstandorte in zentraler Lage oder am Rande von Zentren.

Bei Kategorie B handelt es sich um Flächen, die in einer integrierten Lage mit einer guten Anbindung an eine Autobahn liegen und in das städtebauliche Gesamtkonzept passen. Bei der Kategorie C handelt es sich um sonstige Entwicklungsflächen, die vor allem für Handwerksbetriebe sowie produzierendes Gewerbe bestimmt sind.

Ergebnis der Analyse: Vor allem Flächen der Kategorie A sind in Ratingen kaum noch vorhanden sind. Einzige Ausnahme: Ratingen-Ost. Auch beim Flächenpotenzial in der Kategorie B sieht es nicht viel besser aus.

Und wenn man den Bedarf an Gewerbeflächen bis 2020 mit den zur Verfügung stehenden Flächen vergleicht, fällt schnell die Differenz auf. Deshalb möchte die Verwaltung mehrere jetzt noch freie Flächen in Gewerbeflächen umwandeln. Dazu hat man sich drei Flächen in Lintorf, Homberg und Tiefenbroich ausgeguckt.

Doch genau das kritisieren nicht nur die Bürger dieser Stadtteile, auch die SPD äußert jetzt Kritik an der Vorgehensweise der Verwaltung. Ihrer Meinung nach rächt sich jetzt, dass die Stadt in den vergangenen Jahren keine Bodenvorratspolitik betrieben hat.

Sie fordert "Klasse statt Masse", also nicht immer mehr freie Flächen als Gewerbegebiet auszuweisen, sondern schon vorhandene Fläche zu recyclen und besser zu nutzen.

Die Umwandlung der drei Flächen in Lintorf, Homberg und Tiefenbroich, die momentan zur Diskussion stehen, sieht der Fraktionsvorsitzende Christian Wiglow sehr kritisch. Allerdings wäre dies in Lintorf noch am ehesten akzeptabel.

Im Homberger Osten würde ein neues Gewerbegebiet dagegen nicht nur die Zersiedelung des Ortsteils vorantreiben, sondern auch zu einem riesigen Verkehrschaos führen.

Dieselben Gründe führt Wiglow auch in Tiefenbroich an, außerdem würde hier ein Grünstreifen unwiederbringlich zerstört. Deshalb begrüße die SPD auch den einstimmigen Beschluss des Bezirksausschusses Tiefenbroich, der eine Ausweisung der Fläche in Gewerbegebiet einstimmig abgelehnt hatte.