Justiz Mafia-Prozess: Schmuggelauto wurde in Wuppertal umgebaut
Wuppertal · Beim Mafia-Prozess vor dem Landgericht kamen weitere Details der Kokain-Fahrten ans Licht.
Im Prozess um internationalen Kokainschmuggel im Auftrag der Mafiaorganisation ’Ndrangheta haben die meisten Angeklagten gestanden und sich dabei teilweise gegenseitig belastet. Der Prozess des Wuppertaler Landgerichts findet im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts statt. Einer der Angeklagten wartete dabei nun mit einer Überraschung auf: Zumindest eines der präparierten Autos, die für die Schmuggelfahrten genutzt worden seien, sei nicht in Spanien, wie bislang behauptet, sondern in einer Werkstatt in Wuppertal umgebaut worden. Er sei dabei gewesen, als die Drogenverstecke eingebaut wurden, sagte er.
Eine 62 Jahre alte Angeklagte aus Wuppertal sagte aus, sie sei bedroht und unter Druck gesetzt worden, bei den Drogentransporten mitzumachen. Sie bereue zutiefst, mitgemacht zu haben. Wegen eines Rückenleidens schwerbehindert, habe sie ihre Frührente in Höhe von 1300 Euro mit Schulbusfahrten von behinderten Kindern aufgebessert, bevor sie für die Drogenfahrten nach Italien akquiriert worden sei. Als Beifahrerin habe sie pro Fahrt nach Italien 500 Euro erhalten, als Fahrerin 1200 Euro.
Ein weiterer Wuppertaler (48) sagte, er sei über Malerarbeiten im Angelparadies des Hauptangeklagten im Ennepe-Ruhr-Kreis in die Sache hineingeraten. Zuvor habe er lange als Leiharbeiter gearbeitet. Nach einer Privatinsolvenz 2012 habe er noch Restschulden in Höhe von 10 000 Euro und eine Vorstrafe wegen Verletzung der Unterhaltspflicht. Er habe von Anfang an gewusst, dass es um Drogen- und Geldtransporte gegangen sein.
Nach den Geständnissen von nunmehr fünf Angeklagten haben zwei weitere Einlassungen angekündigt. Nur der Hauptangeklagte will sich zu den Tatvorwürfen der Anklage nicht äußern.
Legale Geschäftsfassade war ein Angelparadies
Die fünf Männer und drei Frauen sind angeklagt, im Auftrag der italienischen ’Ndrangheta den Schmuggel von fast 900 Kilogramm Kokain organisiert zu haben. Das Angelparadies in Breckerfeld soll ihnen als legale Geschäftsfassade gedient haben. Ihnen wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung und Drogenhandel oder Beihilfe dazu vorgeworfen.
Vier der acht deutschen Angeklagten zwischen 36 und 64 Jahren kommen aus Wuppertal, drei aus Dortmund, Remscheid und Castrop-Rauxel. Als Hauptbeschuldigter gilt ein 64-Jähriger aus Hattingen. Er soll mit dem Drogenhandel 2,2 Millionen Euro eingenommen haben.