Ratingen: Prozesse-Dieter erneut angeklagt
Düsseldorf (dpa/lnw) - Gegen den als Deutschlands Prozess-Hansel Nr. 1 bekanntgewordenen "Prozesse-Dieter" aus Ratingen ist erneut Anklage erhoben worden. Der 74-Jährige soll in einem Brief gedroht haben, zwei Polizisten zu erschießen.
Ein Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft bestätigte am Freitag Medienberichte.
Dem prozessfreudigen Sozialhilfeempfänger aus Ratingen droht ohnehin noch ein Jahr Haft. Gegen ein entsprechendes Urteil des Ratinger Amtsgerichts war er in Berufung gegangen, über die noch nicht entschieden wurde. Der ehemalige Sportlehrer war vor knapp einem Jahr wegen 44 Beleidigungen von Amtsträgern schuldig gesprochen worden. Per Postkarten hatte der Senior einen Bürgermeister, einen Landrat, Beamte, Richter und Rechtspfleger mit Fäkalausdrücken überzogen. Wegen ähnlicher Vergehen hatte er bereits ein Jahr hinter Gittern verbracht.
Gutachter streiten sich darüber, ob der 74-Jährige schuldfähig ist oder aufgrund einer psychischen Störung zwanghaft handelt. Mit Verbalinjurien wie "Zementkopf, Vollidiotin, Sesselfurzer, Rechtsbeuger, Doppel-Null" spickt der Ratinger seine Schriftwechsel mit Behörden. Der Senior lebt seit seinem 39. Lebensjahr von staatlicher "Stütze". Ein Psychiater hatte ihm einen hohen Intelligenzquotienten von 130 bescheinigt. Aber wenn es um Behörden gehe, "dann rastet er aus".
Das Amtsgericht in Ratingen hatte nach der erneuten Anklage zunächst das Problem, einen unbefangenen Richter zu finden, der noch keine Strafanzeige gegen den Mann gestellt hatte und noch nicht selbst von ihm beleidigt worden war. Der selbst ernannte "König der Kläger" hatte sich jahrelang in rund 230 Verfahren mit Behörden und Justiz angelegt. Versagte ihm das Sozialamt seine Wünsche, zog er vor Gericht. So erstritt er sich unter anderem eine Klobürste und neue Unterhosen. In einem früheren Prozess war er mit einem T-Shirt mit der Aufschrift "Asozial ist geil" erschienen.