Ratingen: Rückschlag für die Westbahn

Ein neues Gutachten spricht von hohen Kosten, die ein Tunnel in Düsseldorf verursachen würde. Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen.

Ratingen. Kaum noch Hoffnung auf eine Reaktivierung der Westbahn für den Personennahverkehr hat der CDU-Kreistagsabgeordnete Sebastian Wladarz. Ein neues Gutachten des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) kommt laut Wladarz, der für die CDU im Kreisausschuss Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) sitzt, zu dem Ergebnis, "dass eine Reaktivierung zwar machbar, aber nur mit einem enormen finanziellen Aufwand realisierbar wäre".

Knackpunkt der Strecke zwischen Duisburg und Düsseldorf, die auf Ratinger Stadtgebiet von Lintorf über Tiefenbroich bis West führt, ist der Tunnel am Düsseldorfer Staufenplatz. Dort ist zurzeit Begegnungsverkehr von Güter- und Personenverkehr in Ausnahmefällen gestattet. "Für einen regelmäßigen Begegnungsverkehr gilt dies jedoch nicht", so Wladarz.

Deshalb müsste eine zweite, zwei Kilometer lange Tunnelröhre unter dem Staufenplatz gebaut werden. Ein Projekt, das rund 160 Millionen Euro verschlingen würde. Neben der Finanzierung sei auch ungewiss, ob für ein solches Vorhaben der Platz am Staufenplatz überhaupt ausreichen würde. Dazu müsste ein gesondertes Gutachten in Auftrag gegeben werden.

Kreisdirektor Martin Richter sieht in dem VRR-Gutachten eher einen herben Rückschlag als das endgültige Aus für den Personenverkehr auf der Ratinger Weststrecke. "Es wird deutlich schwieriger, aber keineswegs unmöglich", so Richter. Es müssten zunächst Alternativen geprüft werden. Möglicherweise könnte die Westbahn auf einer anderen Strecke als über den Staufenplatz zum Hauptbahnhof fahren.

Ratingens Landtagsabgeordneter und vehementer Verfechter der Westbahn, Wilhelm Droste, fordert, nichts unversucht zu lassen, um auf der Westbahn wieder Personen zu befördern. Droste: "Ich kenne das VRR-Gutachachten noch nicht, habe davon nur gehört. Deshalb will ich nicht voreilig urteilen."

Der Ausschuss für Verkehr und Planung des VRR wird morgen dem Vorstand empfehlen, die Städte Düsseldorf, Duisburg und den Kreis Mettmann darüber zu informieren, dass die Reaktivierung der Westbahn über eine Ausfädelung in die S-Bahn-Streckenführung im Bereich des S-Bahnhofes "Düsseldorf-Rath" die einzige wirtschaftlich mögliche Variante ist. Allerdings würden auch bei dieser Lösung die Investitionskosten von ursprünglich 25,1 Millionen Euro auf rund 60 Millionen Euro steigen. Von Rath bis zum Düsseldorfer Hauptbahnhof müsste ein zusätzliches Gleis gelegt werden.

Die Städte und der Kreis sollen bis Ende des Jahres entscheiden, ob dazu weitere Untersuchungen durchgeführt werden sollen. In Duisburg, Düsseldorf und im Kreis Mettmann müssen zudem bis dahin die politischen Entscheidungen getroffen werden, die erforderlichen Zugkilometer für die Strecke zu übernehmen.