Ratingen: Schimmel und Verfall: Flüchtlingsheime in der Kritik
Die Zustände in den städtischen Heimen sind nicht zumutbar, moniert die SPD. Der Kreis hält die Anlagen für ausreichend.
Ratingen. Der modrige Geruch ist durchdringend und schlägt sofort auf die Bronchien. Die Ursache dafür ist gut sichtbar: zahllose schwarze Punkte und Flecken - Schimmel. Viele der Wohnräume in den drei Gebäuden des Übergangsheims Am Sondert weisen mehr oder weniger ausgeprägte Schimmelflecken auf, die Wände im Duschbereich sind sogar durchgehend schwarz gesprenkelt.
Ortswechsel: Übergangsheim in Tiefenbroich, Am Gratenpoet. Die Sanitäranlagen sind nichts für zartbesaitete Gemüter. Auf der Damentoilette quillt beim Betreten Wasser zwischen den Fliesenfugen hervor.
Der Boden im anderen Bad ist morsch und in der Mitte bereits eingebrochen. "Ist nicht so gut hier", sagt Hazi Begani, der aus dem Kosovo nach Deutschland geflüchtet war. Sieben Familien wohnen zurzeit noch in der Unterkunft, sie müssen sich die wenigen Toiletten, Waschbecken und Duschen teilen.
Die Zustände in den Übergangswohnheimen findet Christian Wiglow, Fraktionsvorsitzender der SPD, nicht hinnehmbar und will sie für den Sozialausschuss auf die Tagesordnung setzen lassen. Besonders entsetzt ist er vom Schimmelbefall in der Unterkunft Am Sondert.
Nachdem sich Ehrenamtliche bei ihm beschwert haben, hat er sich selbst vor Ort ein Bild von der Situation gemacht hat. "Dabei sind meine schlimmsten Befürchtungen übertroffen worden." Nahezu alle Wohnräume seien mit erheblichem Schimmelbefall belastet.
Je niedriger und je weiter die Gebäude in Richtung Wald stehen, desto stärker sei die Belastung. Zwar würden die Bewohner versuchen, durch Anti-Schimmelspray und Farbe, die sie vom Hausmeister bekommen, den Schimmelbefall zu bekämpfen. Doch durch das fast monatliche Streichen würde der Schimmel nur übertüncht.
Da der Schimmelbefall offenbar tief im Mauerwerk sitzt, verbessern diese Maßnahmen nichts. Wiglow: "Einige Wohnungen sind so belastet, dass einem beim Betreten schon das Atmen schwerfällt. Hier kommt noch erschwerend dazu, dass ein Fenster defekt ist und durch die Stadt zugeschraubt wurde, so dass nicht richtig gelüftet werden kann."
Überall in den Gebäuden, die von den Bewohnern "penibel sauber gehalten werden", sei Schimmelgeruch zu bemerken. Die Bewohner klagen über Atemwegserkrankungen bis hin zu Asthma, kritisiert Wiglow.
Das Kreisgesundheitsamt reagierte prompt und nahm die Gebäude Am Sondert am Dienstagmittag unter die Lupe. Der Anlage sei ein guter hygienischer Zustand bescheinigt worden. Es gebe keine Gesundheitsgefährdung, sagte ein Mitarbeiter des Wohnungsamtes.
Und die wenigen Schimmelflecken könne man mit Alkohol beseitigen. In einem Bad sei der Abzug zugenagelt gewesen, was die Lüftung blockiert habe. Im Kreisvergleich seien die Anlagen als "gehobene Klasse" eingestuft worden, hieß es weiter.