Ratingen: Serie "Mein erstes Auto" - Ein Traumwagen mit Macken

Optisch ein Traum, technisch sehr eigen, das war Horst Beckers Erstling: ein Ford Taunus 17M.

Ratingen. Nein, 08/15 war noch nie Horst Beckers Sache. Auch nicht bei seinem ersten Auto: "Das war ein herrlicher Wagen", schwärmt der Vorsitzende der FDP-Fraktion noch heute. Als 22-Jähriger hatte er sich im Jahr 1961 einen Ford Taunus 17 M gegönnt. "Zweifarbenlackierung in grün und weiß, Schiebedach, vorne spitze Blinker auf den Kotflügeln, vier Türen und ganz viel Chrom" hat Becker seinen ersten automobilen Traum noch genau vor Augen.

Wie konnte sich ein Jungspund einen solchen Wagen leisten? "Ich war damals ausgelernter Industriekaufmann und hatte eine Stelle als Bilanzbuchhalter", erklärt Becker. Doch das bescheidene Salär hätte für den "Barocktaunus", wie der Wagen wegen seiner üppigen Verchromung und seines modischen Designs auch genannt wurde, nicht gereicht. Becker: "Für die 3000 D-Mark Kaufpreis musste ich einen Kredit aufnehmen - den ersten und letzten für ein Auto."

Dafür bekam der 22-Jährige einen Wagen, nach dem man sich damals auch umdrehte - trotz der gelaufenen 70 000 Kilometer, die der Ford schon auf dem Buckel hatte. Der Vierzylindermotor holte aus 1698 Kubikzentimeter Hubraum gerade mal 60 PS heraus. Die reichten aber aus, um den Taunus mit seinem dicken Blech auch über den einen oder anderen Alpenpass zu treiben. "Dann kochte allerdings oft das Kühlwasser", erinnert sich Becker. Um die Hitze abzuführen, musste die Heizung voll aufgedreht werden. Und natürlich Fenster und Schiebedach aufgerissen werden - auch bei Regen.

Auf eine weitere Macke konnte sich Becker bei dem Ford ebenfalls verlassen: Fuhr der Wagen in ein tiefes Schlagloch, blieb der Motor kurz darauf stehen. "Da hat sich irgendein Schmutzteilchen gelockert und den Vergaser verstopft." Düse herausschrauben, durchpusten oder mit einem dünnen Draht reinigen - Becker hatte bald Routine bei diesen Handgriffen. "Nach längeren Touren habe ich immer nach Benzin gestunken." Allerdings auch, als er seine Schwiegereltern in spe abholte. . .

Mit dem dicken Wagen fuhr Becker aber nicht nur große Touren, auch für kurze Ausflüge in die Düsseldorfer Altstadt war der Taunus immer gut. "Einmal sind wir mit acht Mann zum ,Schlüssel’ gefahren." Beim Aussteigen habe dann ein Polizist gefragt: "Wieviele kommen da noch ’raus?" Es war zwar eng, aber nicht unbequem: Der Ford hatte nämlich vorne eine durchgehende Sitzbank.

Ein anderes nettes Erlebnis hatte Horst Becker auf der Rückfahrt vom Westerwald - mit drei Zentnern Einkellerungskartoffeln im Kofferraum. "Durch das Gewicht ging der Wagen hinten runter und die Scheinwerfer vorne in den Himmel." So hatte Becker bei Köln ein Umleitungsschild nicht gesehen, sich völlig verfahren und war irgendwo in Neuss gelandet. Sehr zum Ärger einer Hochzeitsgesellschaft. Die wollte eigentlich nach Düsseldorf und war mit insgesamt neun Autos blindlings hinter Beckers Ford mit dem Kennzeichen D-Z 1 hergefahren.

Der Anfang vom Ende kam in Wülfrath: Ein Kleinlaster hatte beim Rückwärtsfahren den Taunus voll erwischt. "Meine erste Reaktion war damals: Gott sei Dank, dass ich ihn nicht gewaschen habe." Der Schaden: 1700 Mark. Nach der Reparatur hat sich Becker schweren Herzens von dem Ford getrennt - "als Notverkauf für den gleichen Preis, den ich selber bezahlt habe".