Lintorf: Versöhnung wächst von unten
Deutsche und Polen restaurieren verfallenen Friedhof und planen ein Begegnungszentrum.
<strong>Lintorf. Dass viele Ratinger aus Schlesien stammen, ist bekannt. In den Irrungen und Wirrungen der Nachkriegsjahre hat es viele Vertriebene über teils abenteuerliche Pfade ins Rheinland verschlagen. Während bei der älteren Generation die Erinnerungen an die verlorene Heimat noch durchaus präsent sind, haben deren Kinder außer dem Hörensagen kaum Verbindungen zu Schlesien. Anders Michael Wiesenhöfer: Der 31-jährige Lintorfer machte sich auf Spurensuche und wurde fündig. Und aus der Beschäftigung mit der Familiengeschichte wurde immer mehr. Inzwischen gibt es ein länderübergreifendes Projekt, bei dem junge Deutsche und Polen nicht nur die Geschichte aufarbeiten, sondern auch ganz praktisch zusammenarbeiten: Sie wollen in dem Örtchen Trembatschau (Kreis Groß Wartenberg) einen alten, verfallenen Friedhof aus deutscher Zeit wieder aufbauen.
"Meine Großeltern Alfons und Maria Jokiel wurden 1945 aus Trembatschau vertrieben und konnten erst 1958 nach Westdeutschland ausreisen. Sie haben dann in mehreren Lagern gelebt, bevor sie nach Ratingen kamen." Alfons hatte elf Geschwister, einer seiner Brüder wohnte schon in Düsseldorf, so ließ sich die Familie in der weiteren Umgebung nieder.
Kurz nach Öffnung der Mauer, Alfons war schon über 80 Jahre alt, reisten einige Familienmitglieder in die alte Heimat, um Verwandtschaft zu besuchen. Enkel Michael fand Gefallen am Forschen in der Vergangenheit, recherchierte im Internet, knüpfte Kontakte zu Leuten, die sich ebenfalls für das kleine Trembatschau interessierten. Inzwischen gibt es einen beständigen Austausch, regelmäßige Reisen und eine gut ausgebaute Homepage im Internet.
Fast auf den Tag genau des 100-jährigen Bestehens des evangelischen Friedhofes gründete Michael Wiesenhöfer zusammen mit anderen Interessierten eine Initiative, um den Friedhof wieder aufzubauen. "Es sieht dort jämmerlich aus - zugewuchert, umgefallene Grabsteine, eine verfallende Kapelle", so Wiesenhöfer. Unterstützung fand man beim katholischen Ortspfarrer Eugeniusz Walczak, der zwar kein Geld beisteuern konnte, aber mit Helfern schon einmal den schlimmsten Wildwuchs roden ließ. Jetzt müssen noch die Grabsteine aufgearbeitet werden.