Ratingen: Verkehrskollaps in der Stadt

Nach dem schweren Lkw-Unfall auf der A3 kam der Verkehr in Ratingen bis weit in die Abendstunden völlig zum Erliegen.

Ratingen. Der Kollaps einer Stadt: Ein solches Verkehrschaos wie am Dienstag hat Ratingen noch nie erlebt. Seit dem frühen Nachmittag bis weit in die Abendstunden hinein war der Verkehr auf den innerstädtischen Straßen völlig zum Erliegen gekommen.

"Durch seine Lage ist Ratingen prädestiniert für einen solchen Verkehrskollaps", analysiert Feuerwehrchef René Schubert am Tag nach dem Chaos. Er und auch andere Experten haben jedoch keine Lösung parat. Zufahrtstraßen einfach abzuriegeln, wäre schlicht nicht praktikabel.

Die Ursache für den Superstau in der Stadt: Nach dem schweren Lkw-Unfall am Breitscheider Kreuz wurde die A3 stundenlang voll gesperrt, was dann zu kilometerlangen Staus auch auf der A52 und der A44 führte. Ratingen war von Staus umzingelt.

Tausende entnervte Autofahrer suchten ihr Heil in den Abfahrten nach Ratingen und steckten gleich wieder fest - vermutlich noch länger. Sämtliche Ein- und Ausfallstraßen waren hoffnungslos verstopft - auf der Mülheimer Straße standen zwischen dem Blauen See und Breitscheid die Autos Stoßstange an Stoßstange. Aber auch auf Neben- und sogar kleineren Seitenstraßen ging es weder vor und zurück. Das Straßennetz war der Masse von Fahrzeugen einfach nicht gewachsen.

Für Strecken, die normal in wenigen Minuten zurückgelegt werden, brauchte man ein bis eineinhalb Stunden. Das merkten auch die Veranstalter des Benefizkonzertes in der Stadthalle. Dort sollte das Luftwaffen-Musikkorps zu Gunsten des Freundeskreises für Rollstuhlfahrer aufspielen.

Die Musiker kamen zwar noch pünktlich an, mussten ihre Einspielzeit aber drastisch verkürzen. Als zu Konzertbeginn noch viele Stühle in der Dumeklemmerhalle leer waren, "haben wir uns entschlossen, den Beginn um eine halbe Stunde zu verschieben", so Vorstandsmitglied Peter Wessels, der für zwölf Kilometer von Düsseldorf nach Ratingen zwei Stunden lang unterwegs war.

Bei der Rheinbahn flog der komplette Fahrplan auseinander. "Der war nur noch Makulatur", bestätigte Sprecher Georg Schumacher. Die Busse steckten wie alle anderen Fahrzeuge in den Staus fest. "Als die Verkehrslage sich spät abends etwas entspannt hatte, musste die Leitstelle umdisponieren, um den Takt wieder hinzukriegen."

Massive Probleme hatten Feuerwehr und Rettungsdienst, die trotz Martinshorn und Blaulicht oft nicht freie Bahn bekommen konnten, weil Kreuzungen und Straßen verstopft waren. "Wir hatten dazu noch extrem viele Einsätze. Es gab zum Glück aber keine so großen Verzögerungen, die protokolliert werden mussten", erklärte Feuerwehrchef René Schubert.

Die Acht-Minuten-Vorgabe - innerhalb dieser Frist muss der Einsatzort erreicht sein - konnte nicht immer eingehalten werden. "Im Einzelfall kann das unangenehm werden." Umso wichtiger sei, dass die Feuerwehr in jedem Stadtteil mit einem eigenen Standort präsent ist.