Ratingen: Verwaltung - Stadt bildet nicht mehr aus

Diskussion um Personalkosten und fehlender Bedarf sind Gründe, warum für 2011 keine Stellen ausgeschrieben werden sollen.

Ratingen. Ausbildungsplätze bei der Stadtverwaltung sind für Schulabgänger meistens wie sechs Richtige im Lotto: In der Regel werden die Azubis - vor allem im Verwaltungsbereich - nach der Ausbildung in eine feste Stelle übernommen.

Und ein Job bei einer Stadtverwaltung ist in heutigen Zeiten eine durchaus krisenfeste, verlässliche Sache. Doch mit diesen vergleichsweise paradiesischen Zuständen ist es vorbei - zumindest vorübergehend. Denn die Stadt will im Ausbildungsjahr 2011 keine Plätze mehr anbieten.

Die Diskussion um Personalkosten, der Zwang, den Haushalt zu konsolidieren, und vor allem der fehlende Bedarf - das nennt das Personalamt als Gründe für seinen Vorschlag, für 2011 keine Ausbildungsstellen auszuschreiben.

In den nächsten Jahren sei aus verschiedenen Gründen mit einem Personalüberhang zu rechnen. "Wir haben immer über Bedarf ausgebildet, das geht aber jetzt nicht mehr", erklärt Personaldezernent Dirk Tratzig.

Und bislang sei man bestrebt gewesen, die alle Auszubildenden zu übernehmen. In diesem Jahr habe man eine junge Frau, die mit einem außergewöhnlichen "Sehr gut" abgeschlossen hat, nur mit einem "Looping im Stellenplan" übernehmen können.

Tratzig: "Wenn wir so weitermachen, können wir die Leute trotz Top-Noten nicht mehr anstellen." Die Lage könne in ein paar Jahren viel entspannter aussehen, weil dann Personal fehlt. Denn Gemeinden im Nothaushalt dürfen generell nicht ausbilden, Fachpersonal wird aber dennoch gebraucht.

Der Ausbildungsstopp soll auch im gewerblichen Bereich gelten. "Wir wollen die Azubis nicht frustrieren, wenn wir ihnen anschließend keine Stelle anbieten können", begründet Tratzig.

Denn auch hier galt: Wer bei der Stadt anfängt und sich nicht völlig daneben benimmt, konnte mit einem Job rechnen. Tratzig kann sich allerdings vorstellen, die Ausbildungspause im gewerblichen Bereich lockerer zu gestalten. Denn eine feste Stelle nach der Lehre ist auch in der freien Wirtschaft nicht gang und gäbe.

Manfred Dörr, Personalrat und Komba-Vorsitzender, sieht die Verwaltung "als einen der größten Arbeitgeber in der Stadt" in der Pflicht. Im gewerblichen Bereich könne man durchaus über Bedarf ausbilden, da habe die Stadt auch eine besondere Verantwortung.

Im Verwaltungsbereich sieht aber auch er die Probleme. "Mit einer Ausbildung bei der Stadtverwaltung gilt man bei der Arbeitsagentur als schwer vermittelbar."

Die Politiker im Hauptausschuss lobten zwar das Kostenbewusstsein der Verwaltung, wiesen aber auch auf die moralische Verpflichtung der Stadt hin. Die endgültige Entscheidung soll jetzt im Stadtrat fallen.