Ratingen wächst weiter – und wird immer älter

In den nächsten Jahren soll die Bevölkerung zunehmen. Zurzeit aber schrumpft die Einwohnerzahl – zum zweiten Mal in Folge.

Ratingen. Ratingen ist nicht nur die größte Stadt im Kreis Mettmann, sie wird es auf absehbare Zeit auch bleiben. Wie berichtet, soll die Einwohnerzahl bis zum Jahre 2030 sogar noch steigen: um drei Prozent auf 95 070. Andere Kommunen im Kreisgebiet müssen dagegen mit einem Schwund im teils zweistelligen Prozentbereich rechnen.

Errechnet hat die Prognose der Landesbetrieb Information und Technik (IT.NRW) auf der Grundlage von Geburten, Sterbefällen, Zu- und Wegzügen.

Die städtische Statistikstelle hat bereits eine eigene, wesentlich differenziertere Prognose erstellt und eine kleinräumige Vorausberechnung der Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2020 durchgeführt - und kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Die 95 000-Marke wird bei dieser Prognose allerdings bereits im Jahre 2020, also in elf Jahren, geknackt.

Doch dieser Anstieg ist keinesfalls garantiert. Es könnte auch ganz anders kommen. Deshalb hat Gabriele Labes von der Statistikstelle drei verschiedene Szenarien durchgerechnet: Im ersten Szenario, der so genannten Null-Variante, werden bei der Bevölkerungsbewegung nur die Geburten und Sterbefälle berücksichtigt. Der demografische Wandel schlägt dabei voll durch: Die Bevölkerung würde bis 2020 auf 85 700 zurückgehen, dies wäre ein Verlust von mehr als 7000 Einwohnern.

Beim zweiten Szenario legt man die Annahme zugrunde, dass es in den nächsten Jahren wenig Zu- und Fortzüge gibt und man deshalb nur mit moderaten Wanderungsgewinnen rechnen kann. Im Ergebnis bedeutet das, dass es bis zum Jahr 2013 zu einem leichten Bevölkerungszuwachs kommt, ab 2014 der Sterbeüberschuss dieses Plus aber wieder aufzehrt. Im Endeffekt bleibt die Bevölkerungszahl so quasi auf dem heutigen Niveau.

Richtig ins Plus geht es nur im Szenario drei, das jährliche Wanderungsgewinne von 500 Personen voraussetzt. Die kommen allerdings nicht von allein, sondern bedürften einer verstärkten Bautätigkeit, stellt die Statistikerin fest. Langfristig brächte das ein Bevölkerungsplus von 2,2 Prozent bis 2020: 95 000 Einwohner.

Weit gravierender als die Veränderung der Gesamteinwohnerzahl ist die Entwicklung der Alterstruktur der Bevölkerung: Das Durchschnittsalter steigt von 43,8 auf 46 Jahre. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen sinkt stetig, die Zahl der Senioren nimmt stark zu.

Die Gruppe der über 65-Jährigen wird doppelt so groß sein wie die der Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren. Gegenüber 1975 kehrt sich das Verhältnis Jugendliche zu Senioren praktisch völlig um.

Doch ob diese Prognosen auch wirklich eintreten, bleibt abzuwarten. Denn momentan werden die Statistiker von einem Phänomen überrascht, mit dem sie gar nicht gerechnet haben: In 2009 verzeichnet Ratingen nach 2008 das zweite Jahr mit einem Einwohnerschwund. Aktuelle Zahl: 92 235 - ein Minus von 545 im Vergleich zum Jahresbeginn.

"Wir werden beobachten, ob das nur ein Ausreißer oder ein Trend ist", sagt Labes. Bereits im Jahr 2008 kamen zum Sterbeüberschuss (195 Personen) ein Wanderungsverlust hinzu: Rund 3500 Zuzügen standen etwa 4000 Fortzüge gegenüber. In den Jahren davor sah es mit jährlichen Steigerungsraten von 300 bis 400 Einwohnern noch umgekehrt aus.