Ratingens Stadtwerke wollen Ökostrom produzieren

Strom und Gas aus Windkraft und Biomasse: Über eine Beteiligung an einem Gemeinschaftsunternehmen wäre das möglich.

Ratingen. Nur Strom zu verkaufen reicht den Stadtwerken nicht mehr. Sie wollen jetzt selbst in die Energieerzeugung einsteigen - und zwar in den zukunftsträchtigen Bereich der erneuerbaren Energien. Mit dem eigenen Windrad in Homberg und der Photovoltaikfassade an der Stadtwerkezentrale an der Sandstraße hat man zwar schon seit längerem einen bescheidenen Anfang gemacht, doch jetzt will man größer ins Geschäft einsteigen. Mit einer Biogasanlage, einem Biomasse-Heizkraftwerk und ein Windpark in Schottland. Möglich wird das durch das "Green Gecco"-Projekt, das von einem Gemeinschaftunternehmen getragen wird. "Gecco" ist dabei die Abkürzung für Gemeinsam clever CO2 optimieren.

Nicht zuletzt durch die Vorgaben der Europäischen Kommission zur Verringerung des Klimagases CO2 wollen die Stadtwerke Ratingen sich verstärkt an einer nachhaltigen Stromproduktion aus erneuerbaren Energien und der Erzeugung von Biogas beteiligen. Dass sie das nicht alleine können, liegt auf der Hand. Deshalb müssen sie sich mit etlichen anderen Stadtwerken aus dem ganzen Bundesgebiet in einer Gesellschaft zusammenschließen. Gemeinsam mit der "RWE Innogy", einem Tochterunternehmen des Essener Energiekonzerns, wird dann in verschiedenste Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien investiert.

Quasi als Eintrittskarte müssten die Stadtwerke Ratingen dafür zunächst einmal 932.000 Euro für eine Pflichteinlage in die Hand nehmen. Damit wird die erste Projektphase bis 2012 finanziert. In einer zweiten Phase bis 2020 ist eine weitere Einlage von rund 1,4 Millionen Euro geplant.

Das Gesamtinvestitionsvolumen von "Green Gecco" soll bis 2012 rund 400 Millionen, bis 2020 sogar eine Milliarde Euro betragen. Als jährliche Rendite werden sieben bis acht Prozent erwartet. "Wir wollen mithelfen, dass die Menge der CO2-neutralen Energieerzeugung deutlich steigt", nannte Stadtwerke-Geschäftsführer Friedrich Schnadt als Grund für das Engagement.

Natürlich erhofft er sich auch eine entsprechende Gewinnausschüttung. Die zusätzliche Finanzbelastung hält Schnadt für vertretbar: "Wir können uns das leisten. Das Investitionsvermögen der Stadtwerke wird nicht strapaziert." Außerdem sei es eine rentierliche Investition und passe zur allgemeinen Ausrichtung der Stadtwerke hin zu erneuerbaren Energien.

60.000 bis 80.000 Euro Gewinn soll die Beteiligung der Stadtwerke an "Green Gecco" dann jährlich in die Kasse spülen - bei einem erwarteten Energieertrag. Natürlich bleibe immer das Risiko, einmal auch keinen Gewinn einzufahren, erklärte Schnadt. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke sah dieses Risiko offenbar als überschaubar an: Er votierte in seiner jüngsten Sitzung einstimmig für eine Beteiligung an "Green Gecco".

Drei Projekte sind für die Startphase vorgesehen: eine Biogasanlage in Sachsen-Anhalt, bei der aus nachwachsenden Rohstoffen Biogas mit Erdgasqualität erzeugt und ins Netz eingespeist wird. Sie hat vor kurzem bereits ihren Betrieb aufgenommen. Gleiches gilt für ein Biomasse-Heizkraftwerk mit angegliedertem Pelletwerk in Nordrhein-Westfalen. Geplant ist ein küstennaher Windpark in Schottland, wo bis zum Jahre 2011 dann 23Windräder knapp 20 Megawatt Strom erzeugen sollen.