Wülfrath „Gehofft, solche Bilder nie wieder zu sehen“

Wülfrath · Bürgermeister Rainer Ritsche forderte am Volkstrauertag, sich aktiv für eine friedliche Gegenwart und Zukunft einzusetzen.

Bürgermeister Rainer Ritsche (rechts) und zwei Schülerinnen des Gymnasiums, Julia Demtröder (am Rednerpult) und Mila Walter, beim Totengedenken am Ehrenmal im Stadtpark.

Foto: Andreas Reiter

. Bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag am Ehrenmal im Stadtpark wurde deutlich, wie aktuell das Thema in der Gegenwart ist. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine war das beherrschende Thema. „Russland hat mit dem Angriff auf die Ukraine das Völkerrecht und alle Regeln der Nachkriegsordnung gebrochen. Im Jahr 2022 müssen wir Bilder aus der Ukraine sehen, von denen wir gehofft hatten, dass sie sich gerade auf unserem Kontinent niemals wiederholen“, so Bürgermeister Rainer Ritsche in seiner Ansprache.

Man könne sehen, wozu Menschen in diesem Ausnahmezustand fähig seien, im Guten wie im Schlechten. Flüchtlingskonvois würden unter gezielten Beschuss geraten, es gebe geplünderte und zerstörte Städte und grausame Massaker an Zivilisten, aber auch erbitterten Widerstand von ukrainischen Soldatinnen und Soldaten, mutigen Protest von Zivilisten gegen Panzer und eine immense internationale Hilfsbereitschaft. „All diese Schrecken des Krieges finden im Herzen Europas statt. Von Berlin bis zur ukrainischen Grenze ist es genauso weit wie von Berlin nach Brüssel“, erklärte Rainer Ritsche. Die Bilder erinnerten stark an zerstörte Städte in Europa im Jahr 1945.

Das Motto „Gemeinsam für den Frieden“ ist hoch aktuell

„Aggressionen dürfen wir nicht hinnehmen und müssen daran erinnern, dass wir gemeinsam in Europa für Menschenrechte, Frieden und Freiheit eintreten. Der Volkstrauertag gibt uns einen Handlungsauftrag: uns aktiv für eine friedliche Gegenwart und Zukunft einzusetzen“, erklärte der Bürgermeister. Die Menschenwürde sei unantastbar, und zwar überall. Diese Lehre aus dem Zivilisationsbruch des Angriffskrieges gelte unverändert. „Das Motto des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge (VdK) lautet ,Gemeinsam für den Frieden‘ und ist hoch aktuell“, sagte Rainer Ritsche. Der Weg zum Frieden könne nirgendwo besser starten, als auf einer Kriegsgräberstätte, weil uns dort sehr bewusst gemacht wird, was Krieg bedeutet.

„Das ist der erste Volkstrauertag, nachdem der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Daran erinnerte Werner Höpfner, der Vorsitzende des VdK-Kreisverbandes Mettmann. Er zeigte sich zutiefst bestürzt über den Krieg in der Ukraine und sprach davon, dass sich aus diesem Grund rund zehn Millionen Menschen auf der Flucht befinden. „Das ist ein Angriff auf uns alle“, sagte Werner Höpfner, der die Menschen zur Wachsamkeit aufrief. Man solle sich nicht von gezielten Falschinformationen irritieren lassen.

Die beiden Gymnasiastinnen Julia Demtröder und Mila Walter erinnerten daran, dass derzeit auf fünf von sieben Kontinenten dieser Erde bewaffnete Konflikte stattfinden. „Schon von klein auf wird erzählt, dass wir Menschen empathische Wesen sind. Wir sind reflektiert, wir sind empfindungsfähig, wir sind in der Lage zu fühlen und nachzuempfinden, wie sich andere fühlen. Doch haben wir das perfektioniert? Besitzen wir alle die Eigenschaft, mit der uns in die Wiege gelegte Gabe der Empathie umzugehen?“, fragte Mila Walter rhetorisch. Julia Demtröder zitierte Carl von Clausewitz. „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ In Wirklichkeit zögen wir heute anstelle einer Keule eine Bombe hinter uns her. „Trotz ausreichend mahnender Stimmen, die auf das Grauen der beiden Weltkriege hingewiesen haben, greift der Mensch immer wieder auf die Fortführung der Politik mit anderen Mitteln zurück“, so ihre Kritik. Sie zitierte auch Albert Einstein. „Er konnte nicht die Frage beantworten, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg geführt wird, der vierte aber wieder mit Keulen.

Der Posaunenchor der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Wülfrath sorgte für den würdigen musikalischen Hintergrund der Gedenkfeier, zu der aber sehr wenige Bürgerinnen und Bürger gekommen waren.